Ausgabe Juni 2021

Juni 2021

In der Juni-Ausgabe ergründet die Journalistin Vidya Krishnan die Ursachen der indischen Corona-Katastrophe. Der Wirtschaftshistoriker Adam Tooze lotet die Untiefen von Joe Bidens Versprechen auf eine amerikanische Klimawende aus. Die Politikwissenschaftlerin Birgit Mahnkopf entlarvt das Ziel der Klimaneutralität als reine Beruhigungspille. Der Sportjournalist Ronny Blaschke erkennt in der Fußball-EM ein Spielfeld für Autokraten und Nationalisten. Und Robert Krieg, Mitglied des WDR-Rundfunkrats, plädiert für eine Rückbesinnung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf seine demokratische Verantwortung.

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Kommentare

Klimarevolution aus Karlsruhe

„Historische Entscheidung“, „Zeitenwende“, „neues Kapitel“: In der Tat, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach das vor zwei Jahren beschlossene Klimaschutzgesetz in Teilen verfassungswidrig ist, wird sich in die Geschichte einschreiben.

Das Virus der Ungleichheit

Wie sehr sich die Einkommens- und Vermögensungleichheit auf die Gesundheit der Menschen auswirken, zeigt sich derzeit in kaum einer anderen Stadt so deutlich wie in Köln. Als hier Anfang Mai die höchste Sieben-Tage-Inzidenz der 16 größten deutschen Städte vermeldet wurde, sorgte vor allem eines für Aufmerksamkeit: die lokale Ungleichverteilung der Inzidenzen.

Umkämpfte Patente: Die globale Impfstoff-Apartheid

Pharmafirmen würden nicht mehr forschen – so lautet das Argument gegen den Wegfall von Patenten. Biontech/Pfizer und Moderna verdienen aber schon jetzt weit mehr, als sie in Corona-Impfstoffe investieren. Vor allem aber gefährden Patente die Gesundheit von Milliarden von Menschen.

Spanien: Die Niederlage des Pablo Iglesias

Gebannt blickte ganz Spanien am 4. Mai auf die Wahlen in der spanischen Hauptstadtregion Madrid. Dass ihnen landesweite Bedeutung zukommen würde, galt bereits im Vorfeld als ausgemacht: Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso vom konservativen Partido Popular hatte die vorgezogenen Neuwahlen unter dem Slogan „Freiheit“ als Abrechnung mit der restriktiven Corona-Politik der Linkskoalition um den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez inszeniert.

Nordirland: Der protestantische Staat vor dem Aus

Nordirland findet nicht zur Ruhe: Erst kam es im April zu schweren Ausschreitungen, als sich vorwiegend junge Protestanten Straßenschlachten mit der Polizei lieferten. Wenige Tage später kündigte dann Arlene Foster ihren Rücktritt als Chefin der nordirischen Regionalregierung an. Zuvor waren in ihrer eigenen Democratic Unionist Party (DUP) – der größten Partei der protestantischen, pro-britischen Unionisten – Unterschriften gesammelt worden, um ein Misstrauensvotum gegen sie zu erwirken.

Debatte

Schlaglicht

Boris Palmer oder: Asymmetrische Gesprächsführung

Am 8. Mai 2021 war das Maß endgültig voll: Die baden-württembergischen Grünen beschlossen im Rahmen eines Parteitags, in dessen Fokus eigentlich der soeben mit der CDU ausgehandelte Koalitionsvertrag stehen sollte, ein Ausschlussverfahren gegen den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer einzuleiten. Sein letzter „Coup“ bestand in der Kombination von Sexismus und Rassismus in Bezug auf ein unbelegtes Zitat eines Fußballspielers.

Aufgespießt

Pures grünes Pathos

Dass die Grünen sich derzeit anschicken, Angela Merkel im Kanzleramt zu beerben, ist offensichtlich. Dass sich die Erbschleicherei allerdings auch auf Merkels neo-pathetisches Amtsverständnis bezieht, wurde bisher oft übersehen. „Ich will Deutschland dienen“, mit diesen großen Worten begründete Merkel 2005 ihre erste Kanzlerkandidatur – ganz bewusst platziert gegen das narzisstisch-stillose „Ich will da rein“ ihres Vorgängers. „Da rein“ wäre auch Robert Habeck gerne gekommen. Doch dem stand bekanntlich Annalena Baerbock entgegen.

Kurzgefasst

Kurzgefasst

In den vergangenen Wochen hat Indien nahezu täglich den traurigen Rekord neuer Covid-19-Fälle gebrochen. Die humanitäre Krise hat vor allem die hindu-nationalistische Regierung von Premierminister Narendra Modi zu verantworten, so die Journalistin Vidya Krishnan. Dass es aber überhaupt so weit kommen konnte, ist auf das kollektive moralische Versagen der indischen Gesellschaft zurückzuführen – insbesondere auf das der oberen Kasten sowie der Ober- und Mittelklasse.

Analysen und Alternativen

Die »Boten des Unglücks«

Heute vor 70 Jahren wurde die Genfer Flüchtlingskonvention ins Leben gerufen. Achim Engelberg erinnert in diesem Zusammengang an den treffenden, von Bertholt Brecht geprägten Ausdruck »Flüchtlinge als Boten des Unglücks«.

Bidenomics: Klimawende mit angezogener Handbremse

Die USA stehen vor dem Problem, dass eine der beiden staatstragenden Parteien – und mit ihr ein erheblicher Teil der Öffentlichkeit – sich einer prinzipiellen Leugnung der Klimakrise verschrieben hat. Kann Biden diese Phalanx aufbrechen?

Nebelkerze Green New Deal

Wer politisch ernst genommen werden will, muss heute Wunder versprechen. Der Trick kann gelingen, wenn vielstimmig das Lied von der nahen „Klimaneutralität“ kapitalistischer Industriegesellschaften gesungen wird. Bei aller ernsten Sorge um den Zustand unseres Planeten obsiegt die Hoffnung, dass das Weltsystem des Kapitalismus – das zugleich eine Weltökologie hervorgebracht hat – gestärkt, verjüngt und von Grund auf erneuert aus jenen chaotischen Prozessen hervorgehen möge, die seine Ausdehnung bis in die entlegensten Winkel der Erde nach wenig mehr als drei Jahrhunderten ausgelöst hat.

Noch immer unaufgeklärt: Sexualisierte Gewalt in sozialen Bewegungen

Sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern, umgangssprachlich noch oft sexueller Missbrauch genannt, begleitet die Menschheit seit ihren Urvölkern. In der griechischen Antike besaß Päderastie sogar ein hohes Ansehen. Der Althistoriker Karl-Wilhelm Weeber bezeichnet die griechische Erziehungs-Idee als „Phallosophie“, und die Kennerin des antiken Griechenlands, Eva Keuls, spricht von Athen sogar als einer „phallischen Herrschaft“. Trotz dieser langen Geschichte sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige markiert erst das Jahr 2010 eine echte Zeitenwende, jedenfalls in Deutschland.

Buch des Monats

Chronik des Zeitgeschehens

Chronik des Monats April 2021

1.4. – UNO. Der Sicherheitsrat äußert in einer Erklärung seine „tiefe Besorgnis über die sich rasch verschlechternde Situation“ in Myanmar. Der Rat verurteilt „nachdrücklich die Anwendung von Gewalt gegen friedliche Demonstranten und den Tod von Hunderten von Zivilisten“. Das Militär solle äußerste Zurückhaltung üben. Präsident Win Myint und Regierungschefin Aung San Suu Kyi müssten freigelassen werden.