Ausgabe Oktober 2021

Oktober 2021

In der Oktober-Ausgabe entwerfen die Soziologen Frank Adloff und Sighard Neckel eine Agenda für die neue Bundesregierung im Klimajahrzehnt. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler sieht eine Weltordnung ohne Hüter heraufziehen. Der Politikwissenschaftler Michael T. Klare prognostiziert China eine Zukunft als Klimaopfer statt als Kriegsmacht. Die Journalistin Katja Maurer bilanziert das Scheitern des humanitären Interventionismus in Haiti. Und die Literaturwissenschaftlerin Susanna Böhme-Kuby wirft ein Schlaglicht auf Italien unter »Super Mario« Draghi.

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Kommentare

Vor der Bewährungsprobe: Das neue Lieferkettengesetz

Kurz vor dem Ende der Legislatur hat der Bundestag einen wichtigen Schritt auf dem Weg hin zu mehr menschenrechtlicher Verantwortung von Unternehmen für ihre globalen Wertschöpfungsprozesse vollzogen. Nach langem Ringen verabschiedeten die Parlamentarier am 11. Juni das „Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten“, kurz: Lieferkettengesetz.

Spanien: Die offenen Wunden des ETA-Konflikts

Das Video, das vor genau zehn Jahren einen Schlussstrich unter ein blutiges Kapitel der spanischen Geschichte ziehen sollte, dauert bloß zwei Minuten und 37 Sekunden. In ihm verkündeten am 20. Oktober 2011 drei Vertreter der baskischen Terrororganisation ETA das „endgültige Ende der bewaffneten Aktivität“.

Nicaragua: Die Schrecken der Ortega-Tyrannei

Daniel Ortegas umstrittene Wiederwahl ist das Ergebnis massiver Repression: Um seinem Clan den Sieg zu sichern, ließ der Machthaber und einstige Revolutionsführer Nicaraguas seine Gegner systematisch aus dem Weg räumen, viele Oppositionelle befinden sich im Hausarrest oder sitzen im Gefängnis.

Debatte

Kolumne

Aufgespießt

Hängt die Satire!

„Hängt die Grünen, solange es noch Bäume gibt“, lautete einst die Antwort des großen deutschen Satirikers Mehmet Scholl auf die Frage nach seinem Lebensmotto. Aber offensichtlich war diese subversiv aufklärerische Aussage für den gemeinen deutschen Nazi zu komplex, woraufhin sich dessen Lieblingspartei „Der III. Weg“ in diesem Wahlkampf prompt des zweiten Halbsatzes entledigte und das einschlägige „Hängt die Grünen!“ plakatierte.

Kurzgefasst

Kurzgefasst

Die kommende Bundesregierung muss nicht nur die soziale, sondern vor allem auch die ökologische Frage in Angriff nehmen, fordern die Soziologen Frank Adloff und Sighard Neckel. Statt dabei aber verschiedene soziale Milieus gegeneinander auszuspielen, muss sie Institutionen und Infrastrukturen wieder in die öffentliche Hand zurückführen. Nur so können wir gemeinsam die vor uns liegenden Herausforderungen bewältigen.

Analysen und Alternativen

Eine Weltordnung ohne Hüter: Afghanistan als globale Zäsur

Militärische Rückschläge, gar Rückzüge können sich in der historischen Retrospektive durchaus als Startpunkte politischer Erfolgsgeschichten erweisen. Der Abzug der US-Truppen aus Südvietnam, abgeschlossen im Frühjahr 1973, ist – entgegen der landläufigen Annahme – ein Beispiel dafür.

China anno 2049: Klimaopfer statt Kriegsmacht

Viel war in Washington in den vergangenen Monaten von Chinas stetig wachsenden Kapazitäten bei Luftwaffe, Flotte und Raketen die Rede. Doch wenn Pentagon-Verantwortliche über das Thema sprechen, geht es weniger um die heutigen Fähigkeiten dieses Landes, die jenen der USA bei weitem unterlegen sind, sondern um die Welt der 2030er und 2040er Jahre, wenn Beijing diesen Prognosen zufolge deutlich mehr hochentwickelte Waffen erworben haben wird.

Super Marios großer Plan oder: Wohin treibt Italien?

Ende Juni wurde in Rom der nationale Ausgabenplan PNRR (Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza) durch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Ministerpräsident Mario Draghi mit großer Inszenierung verabschiedet. Die legendären Filmstudios von Cinecittà boten eine emblematische Kulisse für den Mix aus Fiktion, Phantasie und Wirtschaft.

Dekolonisieren heißt differenzieren

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich Ende Mai dieses Jahres die Nachricht, dass sich namibische und deutsche Regierungsdelegationen nach knapp sechs Jahren der Verhandlungen auf ein „Versöhnungsabkommen“ verständigt hatten, das die Anerkennung der zwischen 1904 und 1908 in der damaligen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ an den OvaHerero und Nama verübten Verbrechen als Völkermord, eine Entschuldigung Deutschlands beim namibischen Staat und den Nachkommen der Opfer sowie Entschädigungszahlen beinhaltet.

Buch des Monats

Stabilität ohne Staat

Wenn der Mensch in Frieden und Wohlstand leben will, bedarf er eines Staates, der mit seinem Gewaltmonopol für Sicherheit und Ordnung sorgt. Dieser eine Satz enthält bereits das Kernargument jener berühmten Theorie, mit der Thomas Hobbes (1588-1679) in seiner Schrift „Leviathan“ die Notwendigkeit politischer Herrschaft begründet. Ohne den Schutz einer staatlichen Gewalt drohe jeder Einzelne der Raubgier oder dem Schwert seiner im Zweifel missgünstigen Mitmenschen zum Opfer zu fallen.

Chronik des Zeitgeschehens

Chronik des Monats August 2021

1.8. –Myanmar (Burma). General Min Aung Hlaing, Chef der Junta, die sich im Januar d.J. an die Macht geputscht hatte (vgl. „Blätter“, 3/2021, S. 127), übernimmt zusätzlich das Amt des Premierministers einer „Übergangsregierung“ und teilt mit, Neuwahlen sollten erst im August 2023 stattfinden. Der Ausnahmezustand werde bis dahin verlängert.