Ausgabe Mai 2025

»Blätter«-Ausgabe 5/2025

In der Mai-Ausgabe beschreibt Andreas Püttmann die Abkehr der Merz- Union von ihren christdemokratischen Wurzeln als gefährlichen Schlingerkurs. Claus Leggewie fragt, wie Europa in einer immer feindseligeren Welt bestehen kann. Michael Thumann erklärt, warum sich das Putin-Regime nach Osten orientiert und zugleich auf einen langen Konflikt mit dem Westen setzt. Irina Rastorgujewa schildert die zunehmende Militarisierung und Ideologisierung der russischen Schulen und Universitäten. Jonathan Rauch analysiert, wie Trump ein personalisiertes Herrschaftssystem errichtet – das Erinnerungen an Mafiaorganisationen weckt. Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff beleuchten die Hintergründe von Elon Musks Feldzug gegen die Wokeness. Klaus-Dietmar Henke beschreibt die Bedeutung der 8. Mai 1945 für das damalige wie das heutige Deutschland. Und Alexandra Klei und Annika Wienert zeigen, was der zunehmende Antisemitismus über die deutsche Gedenkkultur verrät.

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Kommentare

80 Jahre 8. Mai: Vom Tag der Befreiung zum Tag der Erpressung

„Liberation Day“, Tag der Befreiung, nannte Donald Trump jenen 4. April 2025, an dem er im Rosengarten des Weißen Hauses vor seine andächtigen Anhänger trat, um mit der Ankündigung von Zollerhöhungen ein gewaltiges Börsenbeben auszulösen und die Welt in Aufruhr zu versetzen. Damit konterkariert dieser Tag den 8. Mai 1945, der bislang als „Tag der Befreiung“ galt.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Spanien: Das Land der armen Mieter

Es gibt nicht viele Themen, die in ganz Spanien Menschen auf die Straße bringen. Landesweite Demonstrationen prägen in der Regel den Weltfrauentag am 8. März, ansonsten vereint wenig das heterogene und politisch hochpolarisierte Land. Eine Ausnahme bildet das Thema Wohnraum.

Türkei: Aufstand gegen den Autokraten

Massenproteste, Tränengas, Razzien. Die Verhaftung und Amtsenthebung des populären Oberbürgermeisters von Istanbul, Ekrem Imamoğlu, hat die Türkei politisch mobilisiert. Seit der Niederschlagung der Gezi-Proteste vor zwölf Jahren gab es kein vergleichbares Aufbegehren mehr.

Sheinbaum versus Trump: Glücksfall für Mexiko?

Ist es ein gutes Zeichen, heutzutage von US-Präsident Donald Trump gelobt zu werden? Diesen „Ritterschlag“ erhielten bisher nur männliche Rechtspopulisten wie Javier Milei, Nayib Bukele oder Jair Bolsonaro. Dass nun der als links geltenden mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum diese Ehre gleich mehrmals zuteilwurde, hat auch die internationale Presse bewegt.

Debatte

Nachruf

Kurzgefasst

Kurzgefasst

Trotz der konservativen Neuausrichtung der CDU unter Friedrich Merz fuhr die Union bei der Bundestagswahl das zweitschlechteste Ergebnis ihrer Geschichte ein. Der Politikwissenschaftler Andreas Püttmann beschreibt das Ringen der christdemokratischen Partei um die Bedeutung des „C“ in ihrem Namen.

Analysen und Alternativen

Die neueste Unübersichtlichkeit: Der Westen und seine Feinde

Sollte – oder vielleicht auch kann – man über Geschichte schon schreiben, während sie noch qualmt?“, fragte die Zeithistorikerin Barbara Tuchman 1964. Wer versucht, die „Epoche der Mitlebenden“ in Worte zu fassen, geht stets das Risiko des Irrtums ein. Doch wenn sich eine Einschätzung nach wenigen Stunden mit einer neuen Meldung auf X als überholt erweisen kann, ist das mehr als das gewöhnliche Berufsrisiko der Zeitdiagnostik.

Putins Wende nach Osten – und der ewige Krieg

Von Stettin an der Ostsee bis hinunter nach Triest an der Adria zieht sich ein ‚Eiserner Vorhang‘ über den Kontinent.“ Mit diesem Satz beschrieb der britische Premierminister Winston Churchill im März 1946 in einer historischen Rede in Fulton im US-Bundesstaat Missouri die Teilung Europas.

Indoktrination und Militarismus

Am Morgen des 24. März hängten unbekannte Aktivisten eine Schaufensterpuppe, die die antike römische Göttin Minerva darstellt, am Denkmal des Grafen Uwarow in der Nähe des Hauptgebäudes der Staatlichen Universität St. Petersburg auf. In der Hand der antiken Schutzherrin der Wissenschaften befand sich ein Zettel mit der Aufschrift „Die Wissenschaft ist tot“.

Mafiaboss im Weißen Haus

Was genau macht Donald Trump gerade? Er hat die Effektivität seiner Regierung geschwächt, indem er an die Spitze wichtiger Behörden Personen gesetzt hat, die weder über die Fähigkeiten noch über den Charakter verfügen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Die Massenentlassungen durch die Trump-Regierung haben den öffentlichen Dienst vieler seiner fähigsten Mitarbeiter beraubt.

Befreiung als Zusammenbruch

Im August 1941 wandte sich Thomas Mann in einer seiner berühmten Radiobotschaften aus dem amerikanischen Exil wieder einmal an die deutschen Hörer. Die Sowjetunion schien fast besiegt, die Vereinigten Staaten befanden sich noch nicht im Krieg, Präsident Roosevelt und Winston Churchill hatten mit der Atlantik-Charta eben ihren Gegenentwurf zu Hitlers Pax Germanica der totalen Unterwerfung verkündet.

Kein »Lernen aus der Geschichte«

Wofür steht der 8. Mai 1945 in der deutschen Erinnerungskultur? Bereits zum 70. und zum 75. Jahrestags beschäftigten wir uns ausführlich mit dieser Frage. Ist dem jetzt, am 80. Jahrestag, etwas Neues hinzuzufügen?

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