Ausgabe Januar 2021

Januar 2021

In der Januar-Ausgabe dämpft der Völkerrechtler Norman Paech die Hoffnung, dass die Vereinigten Staaten unter Joe Biden zum Multilateralismus zurückkehren werden. Die Kulturhistorikerin Rebecca Solnit fordert, sich nicht länger auf den Dialog mit Rechten, sondern stattdessen auf die Verteidigung demokratischer Prinzipien zu konzentrieren. Der Islamwissenschaftler Guido Steinberg beleuchtet die Triebkräfte hinter dem schier endlosen Krieg im Jemen. Und der Finanzmarktexperte Gerhard Schick warnt vor dem »schwarzen Schwan« Corona auf den nach wie vor weitgehend unregulierten Finanzmärkten.

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Ein Jahr Corona: Ende oder Wende?

Schon heute, gut ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie, ist klar, dass wir es mit dem wohl härtesten globalen Einschnitt seit der epochalen Zäsur von 1989/90 zu tun haben. Allerdings könnte der Gegensatz zu 1989 kaum größer sein. Damals bescherte der Fall der Mauer das Ende des Warschauer Pakts und den Sturz der kommunistischen Diktaturen. Diesmal ist es der „Führer der freien Welt“, Donald Trump, den das historische Ereignis aus dem Amt katapultiert hat. Die Geschichte wiederholt sich also, allerdings nicht als Farce, aber doch unter fast umgekehrten Vorzeichen.

Debatte

Kurzgefasst

Kurzgefasst Januar 2021

Seit feststeht, dass Joe Biden der nächste US-Präsident sein wird, hofft die demokratische Welt auf eine Wiederkehr des Multilateralismus. Doch die Hoffnung könnte trügen, so der Völkerrechtler Norman Paech. Denn schon lange vor Donald Trump hielten sich die USA nur höchst selektiv an das internationale Recht – wenn es denn dem nationalen Interesse dient.

Analysen und Alternativen

Völkerrechtsnihilismus mit Tradition

Nach dem Ende der dann doch kurzen Amtszeit des 45. US-Präsidenten ist die internationale Erleichterung, und speziell die in Deutschland, groß. Donald Trump hatte seit seiner Kandidatur nie einen Hehl daraus gemacht, dass es ihm nur darum ging, die USA prosperieren zu lassen und seinen Namen in den Geschichtsbüchern zu verewigen – koste es die Welt, was es wolle. Nun grassiert mit dem absehbaren Antritt der Regierung Biden die Hoffnung auf eine Rückkehr der Vereinigten Staaten zum Multilateralismus.

Die USA unter Biden: Neue Hoffnung für Palästina?

Kaum stand Joe Biden als Sieger der US-Präsidentschaftswahl fest, wurde die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) aktiv und öffnete ihre diplomatischen Kanäle, die sie unter der Trump-Administration geschlossen hatte: Erste Kontakte zur kommenden US-Regierung wurden geknüpft, der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas reiste zu Gesprächen nach Jordanien und Ägypten. Auch nahm die PA die Zusammenarbeit mit Israel wieder auf, die sie im Mai als Reaktion auf Israels Annexionspläne eingestellt hatte.

Auf dem Rücken der Slums: Afrikas smarte Luxusstädte

An einem schwül-heißen Morgen im September 2020 fanden die Bewohner der senegalesischen Hauptstadt die Hauptverkehrsadern Dakars mit Plakaten gepflastert vor: „AKON City“ prangte dort in großen Lettern, „Living in TOMORROW“. Futuristisch anmutende Gebäude aus Glas und Metall reckten sich darauf vor tropischem Hintergrund in den Himmel. Sie bewarben die geplante Gründung einer neuen Stadt hundert Kilometer südlich von Dakar, unterstützt durch den US-amerikanisch-senegalesischen Rapper Akon.

Buch des Monats

Vom Frieden oder vom Krieg her denken?

Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse entbehrt nicht der Ironie. Nach jahrelangen Untersuchungen haben die australischen Streitkräfte soeben einen Bericht vorgelegt, der die massiven Gesetzesverstöße und Gewaltaktionen einer brutalen „warrior culture“ anklagt. Im Afghanistankrieg hatten sich die eingesetzten Special Forces zu Herren über Leben und Tod aufgeschwungen, indem sie gefangene Talibankämpfer und Zivilisten erschossen. Das dominante „NCO-Milieu“ (der Unterführer) veranstaltete Mordrituale zur Aufnahme in die eigenen Reihen. Jahrelang war davon nichts an die Öffentlichkeit gedrungen.

Chronik des Zeitgeschehens

Chronik des Monats November 2020

1.11. – Belarus. Die sonntäglichen Demonstrationen gegen Präsident Lukaschenko gehen trotz neuer Gewaltandrohungen der Sicherheitskräfte weiter, im Zentrum der Hauptstadt Minsk fordern Zehntausende den Rücktritt des Präsidenten und die Freilassung der Gefangenen. Nach einem Besuch des russischen Außenministers Lawrow in Minsk äußert sich Lukaschenko am 27.11. zu den Plänen für eine Verfassungsreform: „Mit der neuen Verfassung werde ich schon nicht mehr als Präsident arbeiten.“