Thema Parteien

Haider oder ein neues Reformprojekt

"Einen besonderen Hang zu Endzeiten" als Österreichisches Spezifikum diagnostizierte einmal der Wiener Autor Robert Menasse. 1) Er bezog sich auf die Erfahrungen einer Generation, die, um die Jahrhundertwende geboren, zwischen 1918 und 1945 gleich vier Endzeiten erlebte: Habsburgerreich, Erste Republik, Ständestaat und Nazi-Ostmark.

Vor dem Umbruch des Parteiensystems?

Wählen ist etwas für clevere Leute geworden. Früher wählte man eine Partei. Oft "wählte" man diese noch nicht einmal, sondern wiederholte die Stimmabgabe für "seine" Partei von Wahl zu Wahl. Das entsprach dem Ideal des Stammwählers zu den Zeiten, als auch die Geschäfte noch ihre Stammkunden hatten.

Das Preußische ist uns sowieso ausgetrieben

"Blätter": Die Debatte um den 8. Mai 1945, um Niederlage und Befreiung, Wirkung und Ursache dürfte schon aufgrund der unübersehbaren Zahl der Beiträge bis an die Schmerzgrenze der Politik-Konsumenten gegangen sein. Es scheint an der Zeit, sich um das zu kümmern, was - im Westen des besiegten Deutschland - nach jenem 8.

Grün statt Gelb

Kein Zweifel, es sieht hundsmiserabel für die Freien Demokraten aus. Gewiß, für die Liberalen ist der Blick in den Abgrund nichts Neues. Schon oft in ihrer Geschichte ging es ums Überleben, vor allem in den Jahren nach Machtwechsel und Wende, 1969 und 1982, und doch jedesmal wieder bergauf.

Labour light

In keinem anderen Land Westeuropas besitzt die Regierung so weitreichende Möglichkeiten, ihr politisches Programm ungehemmt von Mitspracherechten der Opposition oder anderen institutionellen Schranken der Mehrheitsherrschaft umzusetzen, wie in Großbritannien.

Alles neu macht der Mai?

Die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampfes in Frankreich hat begonnen. Nachdem Premierminister Edouard Balladur (als neunter Kandidat) offiziell seine Bewerbung für das Amt des französischen Staatspräsidenten erklärt hat, treten die innenpolitischen Konfliktlinien zunehmend deutlich hervor. Bis am Abend des 7.

Deregulierung der politischen Logik

"Entdecken Sie die unendliche Vielfalt. Mit Joghurt von Ehrmann. In über 20 Sorten..." (Werbeslogan 1995) "Die Wissenschaft klärt die Restbestände des Selbstverständlichen in den Köpfen auf" (Peter Gross, Die Multioptionsgesellschaft, Frankfurt/M. 1994, S. 368) Daß die Politik tot sei, wissen Eingeweihte seit Luhmann, spätestens.

Die Dekomposition der Nation

Im fünften Jahr nach dem kläglichen Ende der DDR scheinen die Deutschen in Ost und West weiter voneinander entfernt denn je. Westdeutsche sehen bei den Ostdeutschen Wehleidigkeit, kleinbürgerlichen Mief und apathisches Anspruchsdenken, Ostdeutsche klagen über Siegermentalität, Besserwessitum und rücksichtslose Plattmacherei.

Medienhoheit

In einer der zahlreichen Sendungen zur Bundestagswahl 1994 hatte sich CDU-Bundesminister Norbert Blüm bei einer ZDF-Live-Übertragung von PDS-Mitgliedern im Studio belästigt gefühlt. Er habe selten aussprechen können, beschwerte er sich beim ZDF-Intendanten, der Moderator habe die Störenfriede nicht in den Griff bekommen.

Dokumente zum Verhältnis SPD/PDS.

Zielsetzung Die SPD hält an ihrem Ziel fest, die strategische Mehrheit im Deutschen Bundestag zu gewinnen. Diese ist dann gegeben, wenn politisch nur eine von der SPD geführte Regierung möglich ist. Die knappe Mehrheit der Koalition bedeutet nicht, daß die Opposition fast gleich stark wäre. Die PDS engt die Optionen der SPD ein.

Dokumente zum Verhältnis SPD/PDS.

1. Die PDS steht auf dem Boden des Grundgesetzes und der Landesverfassung. Sie ist eine die Landesverfassung konstituierende politische Kraft und hat sich ohne Vorbehalt, ohne Wenn und Aber aktiv an deren Ausarbeitung beteiligt.

Dokumente zum Verhältnis SPD/PDS.

1. Die CDU hat mit ihrer wirtschaftlich und sozial unverantwortlichen Politik aus dem Glücksfall der deutschen Einheit für Millionen Menschen Arbeitslosigkeit, Angst um die Wohnung und bittere soziale Ungerechtigkeiten gemacht.

Dokumente zum Verhältnis SPD/PDS.

Die "Rote Socken"-Kampagne der CDU hatte den Bundestagswahlkampf wesentlich strukturiert. Auch nach den Wahlen ist die Frage nach dem Umgang mit der PDS beherrschendes Thema, ihre Beantwortung modelliert die Optionen der Opposition und die Möglichkeiten einer alternativen Regierungsbildung. Für die SPD wird sie zur nicht zuletzt selbstgestellten - Gretchenfrage.

Ohne Berlusconi?

Bringen wir es sofort auf den Punkt: die stärkste Opposition gegen Ministerpräsident Silvio Berlusconi in Italien ist der Eigentümer der Fininvest-Holding Silvio Berlusconi. Der erste wird über den zweiten stolpern oder stürzen; bleibt die Frage nach dem genauen Zeitpunkt.

Not als Programm

Ohne eine gemeinsame Zukunft für die Weltgemeinschaft insgesamt aber werden wir Gefangene einer Ordnung, die der Vergangenheit verhaftet ist. 1) Patient Deutschland kränkelt: Der Staat ist zu dick, die Finanzdecke zu dünn, die Bürokratie verknöchert, das Steuersystem geistig verwirrt, die Wirtschaft droht zu vergreisen... Dieses Bild suggeriert uns die Bundesregierung.

Koalition der Vernünftigen

 An dieser Stelle, vor vier Jahren, eröffnete Willy Brandt den ersten gesamtdeutschen Bundestag. Ich habe zur Vorbereitung meiner Rede seine vor kurzem noch einmal gelesen und mit Bedauern festgestellt, daß nicht alles von dem, was ihm vorschwebte, Wirklichkeit geworden ist. Willy Brandt hat uns verlassen; doch wir stehen, meine ich, immer noch in seiner Pflicht.

Machtwechsel in Bulgarien?

"Wir haben zwar knapp, aber für immer gewonnen". Diese Parole gab die in der antikommunistischen Union der Demokratischen Kräfte (UDK) vorherrschende Stimmung wieder, nachdem dieses Rechtsbündnis bei den letzten Wahlen im Oktober 1991 34,36% der abgegebenen Stimmen erhalten hatte, 1,2 Prozentpunkte mehr als die Bulgarische Sozialistische Partei (BSP).

Österreich: Auf wackligen Beinen in die EU

Bei Infektionskrankheiten gab es vor der Erfindung der Antibiotika das Phänomen der "Krisis": Wenn der Gipfel überschritten war, fiel das Fieber rasch ab, die Symptome verschwanden. Die Sterblichkeit war in der Krisis am größten. Die Familie reagierte fassungslos: War es dem Patienten nicht schon viel besser gegangen? War er nicht schon über dem Berg?

Die Niederlage der Sieger

Wie man mit einer Stimme Mehrheit regieren kann, hat niemand der Republik besser demonstriert als Gründervater Adenauer persönlich. Und Willy Brandts sozial liberale Koalition wagte mit wenigen Mandaten Vorsprung, unter dem Sperrfeuer einer noch durch und durch hausherrlichen CDU/CSU, den Ausbruch aus der Hallsteinzeit.