Thema Geschichte

Freiheit in ökologischer Verantwortung

Im Zuge der schwierigen Koalitionsverhandlungen zwischen drei höchst unterschiedlichen Parteien mit disparaten normativen Wurzeln ist auch die Frage virulent geworden, was heute – in Zeiten der Corona- und Klimakrise – unter der Verteidigung der Freiheit und damit unter einem aufgeklärten Liberalismus zu verstehen ist.

Erinnerungskulturelle Rechtswende

Einhundertfünfzig Jahre nach seiner Proklamation im Spiegelsaal von Versailles wurde in Deutschland so heftig und so kontrovers wie schon lange nicht mehr über das Kaiserreich diskutiert. Der Jahrestag am 18. Januar bot dafür den Anlass, doch die eigentlichen Gründe für die Debatte liegen tiefer.

Dekolonisieren heißt differenzieren

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich Ende Mai dieses Jahres die Nachricht, dass sich namibische und deutsche Regierungsdelegationen nach knapp sechs Jahren der Verhandlungen auf ein „Versöhnungsabkommen“ verständigt hatten, das die Anerkennung der zwischen 1904 und 1908 in der damaligen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ an den OvaHerero und Nama verübten Verbrechen als Völkermord, eine Entschuldigung Deutschlands beim namibischen Staat und den Nachkommen der Opfer sowie Entschädigungszahlen beinhaltet.

Stabilität ohne Staat

Wenn der Mensch in Frieden und Wohlstand leben will, bedarf er eines Staates, der mit seinem Gewaltmonopol für Sicherheit und Ordnung sorgt. Dieser eine Satz enthält bereits das Kernargument jener berühmten Theorie, mit der Thomas Hobbes (1588-1679) in seiner Schrift „Leviathan“ die Notwendigkeit politischer Herrschaft begründet. Ohne den Schutz einer staatlichen Gewalt drohe jeder Einzelne der Raubgier oder dem Schwert seiner im Zweifel missgünstigen Mitmenschen zum Opfer zu fallen.

Bürgerliche Antidemokraten

Deutschland ist als republikanisch „verspätete Nation“ wahrlich nicht mit demokratischen Leuchttürmen gesegnet. Einer der wichtigsten unter ihnen ist zweifellos das Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße, auf dem sich 1832 die junge Demokratiebewegung konstituierte.

Die Partei als unsichtbarer Gott

Das Jahr 2021 werde, wie die Pekinger „Volkszeitung“, das Zentralorgan der KP Chinas, voller Vorfreude schrieb, einen historischen Moment markieren, auf den man sonst tausend Jahre warten müsse, ja, den es in 5000 Jahren chinesischer Geschichte vielleicht so noch nicht gegeben habe. Denn China, so hat es der inzwischen auf unbegrenzte Zeit amtierende Vorsitzende Xi Jinping auf dem 19. Parteitag im Oktober 2017 verkündet, werde eine „Neue Ära“ eröffnen, in der die Partei das Land zu neuen, ungeahnten Höhen führen werde, getreu ihrer „Mission des Großen Wiederauflebens der chinesischen Nation“.

Noch immer unaufgeklärt: Sexualisierte Gewalt in sozialen Bewegungen

Sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern, umgangssprachlich noch oft sexueller Missbrauch genannt, begleitet die Menschheit seit ihren Urvölkern. In der griechischen Antike besaß Päderastie sogar ein hohes Ansehen. Der Althistoriker Karl-Wilhelm Weeber bezeichnet die griechische Erziehungs-Idee als „Phallosophie“, und die Kennerin des antiken Griechenlands, Eva Keuls, spricht von Athen sogar als einer „phallischen Herrschaft“. Trotz dieser langen Geschichte sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige markiert erst das Jahr 2010 eine echte Zeitenwende, jedenfalls in Deutschland.

Sophie Scholl: Widerständig und widersprüchlich

Nach dem Krieg galten sie als Verräter, später als Widerstandskämpfer, die schon immer in Opposition zu Hitler gestanden hätten: die Mitglieder der Weißen Rose, allen voran die Geschwister Scholl. Sophie Scholl wäre am 9. Mai 100 Jahre alt geworden. Die Biographie, die der Theologe Robert M. Zoske unter dem Titel „Es reut mich nichts“ vor kurzem vorgelegt hat, zeigt, dass sie nicht nur ein widerständiger, sondern auch ein widersprüchlicher Mensch war.

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland?

Vor genau 1700 Jahren erließ Kaiser Konstantin eine Verordnung, die die Existenz jüdischen Lebens in Deutschland belegt. Das Edikt aus dem Jahr 321 n.Z. behandelt die Mitgliedschaft von Juden in der „curia“, dem Rat der Stadt Köln, und ist damit der erste historische Nachweis jüdischen Lebens nördlich der Alpen. Aus diesem Anlass wird derzeit bundesweit unter dem Titel „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ein Festjahr mit zahlreichen Veranstaltungen begangen.

Afghanistan: Die Rückkehr der Taliban?

Kurz vor Ende seiner Amtszeit ließ US-Präsident Donald Trump seinen Worten noch Taten folgen: Im vergangenen November ordnete er an, in Afghanistan die Zahl der 4500 stationierten Soldatinnen und Soldaten auf 2500 zu reduzieren – ein historischer Tiefstand seit dem Einmarsch der amerikanischen Armee im Jahr 2001.

Westsahara: Trumps letztes Opfer?

Ein fast vergessener Brandherd in einer scheinbar verlassenen Weltregion hat sich wieder entzündet: der Westsahara-Konflikt. Anfang Dezember flackerten die Kämpfe zwischen der marokkanischen Armee und der für die Unabhängigkeit der Sahrawi kämpfenden Frente Polisario wieder auf. Fast 30 Jahre hatte der unter Vermittlung der Vereinten Nationen 1991 geschlossene Waffenstillstand zwischen beiden Parteien gehalten; der nun aus dem Amt geschiedene US-Präsident Donald Trump hat ihn auf den letzten Metern seiner Amtszeit aufs Spiel gesetzt.

Ein Jahr Corona: Ende oder Wende?

Schon heute, gut ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie, ist klar, dass wir es mit dem wohl härtesten globalen Einschnitt seit der epochalen Zäsur von 1989/90 zu tun haben. Allerdings könnte der Gegensatz zu 1989 kaum größer sein. Damals bescherte der Fall der Mauer das Ende des Warschauer Pakts und den Sturz der kommunistischen Diktaturen. Diesmal ist es der „Führer der freien Welt“, Donald Trump, den das historische Ereignis aus dem Amt katapultiert hat. Die Geschichte wiederholt sich also, allerdings nicht als Farce, aber doch unter fast umgekehrten Vorzeichen.