Thema Geschichte

Völkisch grün: Braune Flecken in der Anti-AKW-Bewegung

Die Anti-Atom-Bewegung in Deutschland gilt noch immer weithin als progressiv, links und gesellschaftskritisch. Der Kampf gegen die Atomkraft richtet sich gegen die Auswüchse des kapitalistischen Systems, das in seiner Profitgier „über Leichen“ geht. Auch die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte der Anti-Atom-Bewegung folgt diesem Narrativ. Sie beginnt zumeist mit dem Kampf gegen das badische Atomkraftwerk Wyhl im Jahr 1975 und spinnt den Faden weiter über Brokdorf, Kalkar, Gorleben und Wackersdorf.

Libanon: Proporzdemokratie am Ende?

Mit einem derart heftigen Schlag hatte selbst im leidgeplagten Libanon niemand gerechnet: Am 4. August erschütterte eine gewaltige Explosion Beirut, nachdem sich im Hafen drei Tonnen Ammoniumnitrat entzündet hatten. Die Katastrophe hinterließ einen 200 Meter breiten Krater und zerstörte weite Teile der libanesischen Hauptstadt. Mehr als 190 Menschen verloren ihr Leben; über 6500 wurden verletzt.

75 Jahre UNO: »Gegen den Wind des Wahnsinns in der Welt«

Vor bald 80 Jahren, angesichts der beispiellosen Eroberungs-, Vernichtungs- und Zerstörungsaktionen des nationalsozialistischen Deutschlands, starteten die Alliierten der Anti-Hitler-Koalition ein ebenso beispielloses Unternehmen: Sie wollten nichts weniger als überkommene Kriegs- und Gewaltpraktiken und konfliktauslösende Strukturen ein für allemal beenden. Dieses ambitionierte Projekt ist untrennbar verbunden mit Roosevelts Rede von den vier Freiheiten am 6. Januar 1941 vor dem US-Kongress: der Freiheit der Rede und des Glaubens, der Freiheit von Furcht und Not.

Corona oder: Das klägliche Ende des amerikanischen Traums

Noch nie in unserem Leben haben wir ein derartiges globales Phänomen erfahren. Zum ersten Mal in der Weltgeschichte hat die gesamte Menschheit, informiert durch die beispiellose Reichweite digitaler Technologie, zusammengefunden, konzentriert sie sich auf dieselbe existenzielle Bedrohung, wird sie von denselben Ängsten und Unsicherheiten erfüllt und erwartet sie sehnlichst dieselben, bislang uneingelösten, Versprechen der Medizin.

Gewalt. Macht. Hegemonie

Was macht eine Ordnungsmacht, wenn ihr die Ordnung entgleitet? Was bedeutet der Verlust von Macht und Einfluss? Wo ist Amerikas Platz in einer multipolaren Welt? Ist es ratsam, sich dem Wandel entgegenzustellen, ihn gar aufhalten zu wollen? Diese Fragen stellen sich den Vereinigten Staaten seit Jahren. Sie sind also keineswegs neu, sondern drängten bereits Ende der 1960er Jahre mit aller Macht auf die politische Tagesordnung.

Preußens rote Socken

„I believe the best would be gas?“ Diese Überlegung stellte Wilhelm II. an, als er 1927 darüber sinnierte, dass „Presse, Juden und Mücken“ eine Pest seien und wie man sich von ihr befreien könnte. Pointiertes Gedankengut, das humorlose Sowjets nach 1945 prompt dazu veranlasste, die stolzen Hohenzollern zu enteignen.

Die schäbigste Waffe von allen

Vergewaltigungen in Kriegen hat es immer gegeben. Bereits antike Texte geben Zeugnis davon. Aber lange galten diese Gewalttaten als gewissermaßen natürliche Begleitumstände – „Boys will be Boys“, und Soldaten erst recht. Seit einigen Jahrzehnten jedoch wächst das Verständnis, dass sexualisierte Gewalt nicht nur eine Folge von bewaffneten Konflikten ist, sondern häufig strategisch als Kriegshandlung eingesetzt wird. Sie ist, wie Christina Lamb schreibt, „die schäbigste Waffe, die es gibt“.

Ikonen des Rassismus: Der Sturz der Denkmäler

Ein junger Mann drückte Anfang Juni in Bristol symbolträchtig sein Knie auf den Nacken der Edward-Colston-Statue, die kurz zuvor zu Fall gebracht worden war. Wie er demonstrieren seit Wochen Tausende weltweit gegen Rassismus, koloniale Denkmäler und Polizeigewalt. Anlass und Katalysator der Proteste ist der Tod von George Floyd, der am 25. Mai in Minneapolis bei einer Festnahme starb, weil der Polizist Derek Chauvin mehrere Minuten auf seinem Nacken kniete.

Balkanische Illusionskünstler

Der Ausnahmezustand erscheint nach relativ kurzer Zeit oft als neue Normalität. Das gilt insbesondere für Gesellschaften im permanenten Umbruch, wie die Coronakrise in Südosteuropa – also in jenen sechs EU-Erweiterungskandidaten auf dem Balkan[1] – deutlich vor Augen führt. Schritt für Schritt wurde dort vielerorts eine lebendige Demokratie durch eine Demokratiekulisse ersetzt. Das ist das Werk starker Männer und ihrer Machtstrukturen. Nennen wir sie hier einfach balkanische Illusionskünstler.

Der amerikanische Albtraum

Es geschah drei Monate vor dem Lynchmord an Isadora Moreley in Selma, Alabama, und zwei Monate vor dem Lynchmord an Sidney Randolph nahe Rockville, Maryland: Am 19. Mai 1896 reservierte die „New York Times“ einen einzigen Satz auf Seite drei, um über die Entscheidung des US Supreme Court im Fall Plessy vs. Ferguson zu berichten.[1] Die Verrechtlichung von Jim Crow war 1896 kaum eine Nachricht wert. Die Amerikaner wussten bereits, dass die gleichen Rechte für alle gelyncht worden waren. Der Fall Plessy war bloß ihr stilles Begräbnis.

Posttribalismus für die Praxis

Die Philosophin Susan Neiman hat ein Buch zur Geschichte der Gegenwart geschrieben, das von hoher, ja brennender Aktualität ist – buchstäblich.

„Von den Deutschen lernen“ ist vieles zugleich: eine Auseinandersetzung mit verbrecherischer nationaler Vergangenheit und postheroischem Heldentum, eine stereoskopische Analyse der unterschiedlichen Erinnerungskulturen in Deutschland und den USA, aber auch ein Reisebericht durch die Landschaften und Orte der Erinnerung. Alles autobiographisch – und unterfüttert mit zahlreichen Beispielen teilnehmender Beobachtung.