Thema Geschichte

Souveränität und Expansion

Jerusalem, Ende Juni 1967: Im Amphitheater der Hebräischen Universität auf dem Skopusberg findet eine Zeremonie statt, Hauptredner ist Jitzchak Rabin. Der damalige Generalstabschef der israelischen Armee und spätere Friedensnobelpreisträger steht für den Erfolg des jüdischen Staates im Sechstagekrieg wenige Wochen zuvor.

Frieden oder Freiheit?

Denn eines hat sie erreicht, die Bombe: ein Kampf der Menschheit ist es nun. Was Religionen und Philosophien, was Imperien und Revolutionen nicht zustande gebracht haben: uns wirklich zu einer Menschheit zu machen – ihr ist es geglückt. Was alle treffen kann, das betrifft uns alle.

Die Rückkehr des Besatzers

Vor fünfzig Jahren, am 1. August 1975, wurde mit der Unterzeichnung des Abkommens von Helsinki die Unverletzlichkeit der nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Grenzen anerkannt. Wie wir wissen, dauerte die Ordnung von Helsinki etwa fünfzehn Jahre. Die Sowjetunion hörte auf zu existieren, und die Länder Ost- und Mitteleuropas fanden ihren Weg zu Freiheit und Eigenstaatlichkeit.

»Deutsch-Südwest« unter Merz: Zurück zur Schuldabwehr?

Schon am Beginn des Ersten Weltkriegs musste Deutschland seinen „Platz an der Sonne“ räumen. Zuvor war das Kaiserreich kurzzeitig zur viertgrößten Kolonialmacht aufgestiegen, aber nun übernahmen die Kriegsgegner der Entente dessen okkupierte Territorien in Afrika und der Südsee.

Was der Westen nicht wissen will

Es ist eine von jenen scheinbar unwichtigen Nachrichten, die rückblickend wie ein übersehenes Vorzeichen wirken können: Anfang Mai erschien in Russland ein Buch, zu dem Außenminister Sergej Lawrow ein Vorwort beisteuerte. Die These des von Regimeseite derart gewürdigten Werkes: Eine litauische Nation und Sprache gebe es nicht.

Allzu perfekte Opfer

„Das normale Vergessen ist der programmierte Zelltod des geistigen Lebens. Es formt die Erfahrung zu einer nützlichen Geschichte“, schreibt der amerikanische Schriftsteller Lewis Hyde. Da es keinen Grund gibt, ihm zu widersprechen, stellt sich eine nicht minder logische Frage – nützlich für wen?

Befreiung als Zusammenbruch

Im August 1941 wandte sich Thomas Mann in einer seiner berühmten Radiobotschaften aus dem amerikanischen Exil wieder einmal an die deutschen Hörer. Die Sowjetunion schien fast besiegt, die Vereinigten Staaten befanden sich noch nicht im Krieg, Präsident Roosevelt und Winston Churchill hatten mit der Atlantik-Charta eben ihren Gegenentwurf zu Hitlers Pax Germanica der totalen Unterwerfung verkündet.

Kein »Lernen aus der Geschichte«

Wofür steht der 8. Mai 1945 in der deutschen Erinnerungskultur? Bereits zum 70. und zum 75. Jahrestags beschäftigten wir uns ausführlich mit dieser Frage. Ist dem jetzt, am 80. Jahrestag, etwas Neues hinzuzufügen?

Volkes Wille im gelobten Land

Angesichts der jüngsten Wahlerfolge der AfD in ganz Deutschland, aber speziell im Osten, und der Möglichkeit, in diversen Bundesländern, aber jetzt auch im Bund zum ersten Mal eine rechtskonservative Mehrheit zustande zu bringen, beruft sich die AfD mit aller Vehemenz auf den angeblichen „Volkswillen“, der nun zu einer rechten Mehrheit dränge.

Auf Eroberung folgt Eroberung

Über weniges gehen die Meinungen innerhalb der Linken in Deutschland, aber auch in ganz Europa, so sehr auseinander wie über Russlands Angriff auf die Ukraine. Die einen sehen in ihm russischen Revisionismus am Werk, zur Wiederherstellung einstiger imperialer Größe, die anderen in vermeintlich materialistischer Tradition einen Stellvertreterkrieg im Dienst der imperialistischen Ambitionen der Vereinigten Staaten.

Auschwitz vor Gericht oder: Nach den Wurzeln des Bösen fragen

Die Frage „Dienen KZ-Prozesse der politischen Aufklärung?“ unterstellt den wegen NS-Verbrechen eingeleiteten Strafverfahren einen instrumentalen Charakter; sie werden als Mittel zu einem Zweck, etwa dem Zweck der politischen Bewusstseinsbildung verstanden. Mündlich und schriftlich wird den Staatsanwälten der Bundesrepublik oft die Frage vorgelegt: Was bezweckt ihr denn eigentlich mit dem Auschwitz-Verfahren?

Propaganda und Disziplin: Die Macht des Xi Jinping

Das Jahrzehnt vor der Tiananmen-Tragödie 1989 stellt eine bemerkenswerte Periode in der Geschichte der Volksrepublik China dar. In den düsteren Jahren nach Mao Zedongs Tod 1976 kontrollierte die Kommunistische Partei Chinas noch immer die meisten Aspekte des alltäglichen Lebens.

Der Streit um die ostdeutsche Identität

Die Debatte um die Verfasstheit der ostdeutschen Gesellschaft im vereinten Deutschland ist so alt wie die deutsche Einheit selbst. Mehr noch: Der Diskurs um die Repräsentation der Ostdeutschen begann bereits in den Monaten vor dem 3. Oktober 1990, als um den Weg zur Einheit gerungen wurde.

»Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin«

Wenn sich die in der Tradition des Nationalsozialismus stehende NPD in „Die Heimat“ umbenennt und die neue, von der AfD dominierte ostdeutsche Jugendbewegung auf Plätzen und im Fußballstadion lautstark „Ost-, Ost-, Ostdeutschland“ skandiert, dann belegt dies, dass der Aufstieg der Rechten viel mit dem Bedürfnis nach, aber auch mit dem Kampf um Heimat zu tun hat.

Vom KZ zum Luxushotel: Die Banalisierung der Gedenkkultur

„Die Zukunft wird uns nicht für das Vergessen verurteilen, sondern dafür, dass wir uns nur allzu gut erinnern und dennoch nicht im Einklang mit diesen Erinnerungen handeln“, schrieb der deutsche Kulturkritiker Andreas Huyssen Mitte der 1990er Jahre. Dreißig Jahre später sind seine Worte immer noch aktuell, aber das Versprechen des „Nie wieder“ droht weitgehend unerfüllt zu bleiben.