Thema Geschichte

Vom KZ zum Luxushotel: Die Banalisierung der Gedenkkultur

„Die Zukunft wird uns nicht für das Vergessen verurteilen, sondern dafür, dass wir uns nur allzu gut erinnern und dennoch nicht im Einklang mit diesen Erinnerungen handeln“, schrieb der deutsche Kulturkritiker Andreas Huyssen Mitte der 1990er Jahre. Dreißig Jahre später sind seine Worte immer noch aktuell, aber das Versprechen des „Nie wieder“ droht weitgehend unerfüllt zu bleiben.

Friedrich Schorlemmer: Theologe, Autor, Widerständler

Am 9. September starb der wortmächtige Theologe und mutige Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer. Seit 1990 gehörte er zum Herausgeberkreis der »Blätter«. Alljährlich nahm er an unseren Herausgeberkonferenzen teil. Wir erinnern an Friedrich Schorlemmer mit einem Nachruf seiner Weggefährtin, der Journalistin Bettina Röder, sowie mit seinen eigenen Worten.

Die Entdeckung der Mündigkeit

Am 9. September starb der wortmächtige Theologe und mutige Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer. Seit 1990 gehörte er zum Herausgeberkreis der »Blätter«. Alljährlich nahm er an unseren Herausgeberkonferenzen teil. Wir erinnern an Friedrich Schorlemmer mit einem Nachruf seiner Weggefährtin, der Journalistin Bettina Röder, sowie mit seinen eigenen Worten.

Adorno und die Utopie der Nicht-Identität

Beginnen möchte ich mit der Begegnung zweier berühmter Intellektueller, deren Leben sich für eine kurze Zeit in Frankfurt kreuzten und die dann beide ins Exil in die Vereinigten Staaten gingen: Ich meine Theodor W. Adorno und Hannah Arendt. Es gibt mehr Ähnlichkeiten zwischen ihnen, als man auf den ersten Blick meinen möchte.

Generalprobe in Thüringen

Am 23. Januar 1930 kommt es im thüringischen Landtag zu einer erregten Aussprache. Auf der Tagesordnung steht die Wahl einer neuen bürgerlichen Rechtsregierung, der einer der engsten Gefolgsleute Hitlers und Mitputschist von 1923, Wilhelm Frick, als Innen- und Volksbildungsminister angehören soll.

Zwölf Artikel für die »Freyheyt«: 500 Jahre Großer Bauernkrieg

Vor 500 Jahren, im Juni 1524, erhoben sich im Süden des Schwarzwalds, in der Landgrafschaft Stühlingen, die ersten Bauern. Damit begann das, was als Großer Bauernkrieg in die Geschichte Europas eingehen sollte.

Adornos Flaschenpost: Was bleibt von der Kritischen Theorie?

Vor 55 Jahren, am 6. August 1969, starb Theodor W. Adorno. Damals befand sich die Frankfurter Schule auf dem Höhepunkt ihrer öffentlichen Wirkung. Der Tod Adornos steht symbolisch für das Ende einer Erfolgsgeschichte, führte es aber nicht herbei.

Für eine europäische Linke ohne Scheuklappen

Wer heute auf die politischen Debatten zu Europa schaut, muss irritiert sein: Ausgerechnet die Rechten haben eine klare, realistische Vorstellung von Europa und wollen die Organe der Europäischen Union für ihr Projekt nutzbar machen.

Zurechtgebogen und geplündert

Wenn mit Sicherheit, als wäre es nie anders gewesen, am kommenden 20. Juli zum 80. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Hitler Kränze niedergelegt und staatstragende Reden gehalten werden, täuscht diese Gedenkroutine über die Tatsache hinweg, dass dieses Bekenntnis hart erkämpft werden musste und auch unter Politikern lange alles andere als erwünscht gewesen ist.

Demokratie im Ernstfall: 75 Jahre Bundesrepublik, 25 Jahre Berlin

Putins Zerstörungskrieg gegen die Ukraine, dazu die hoch gefährliche Eskalation in Nahost, außerdem millionenfache Flucht nach Europa aufgrund von Krieg und Vertreibung: Kurzum, wenn die Republik nun ihren 75. Geburtstag feiert, könnte sich die Lage kaum radikaler verändert haben.

Streichposten Adenauer, Brandt, Schmidt?

Der Berliner Adenauerplatz steht auf dem Prüfstand. Der Grund der „potentiellen Umbenennung“: In einem „Dossier zu Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen“, erstellt 2021 im Auftrag des Landes Berlin, fällt gleich an erster Stelle, alphabetisch bedingt und dennoch mit enormer Signalwirkung, der Name des ersten Bundeskanzlers der Bonner Republik.

»Der nächste Redner ist eine Dame«

Im ersten Deutschen Bundestag ist es noch keine Selbstverständlichkeit, dass eine Frau ans Rednerpult tritt. Mit dem Satz „Der nächste Redner ist eine Dame“, kündigt Bundestagspräsident Erich Köhler am 12. Mai 1950 während der Haushaltsberatungen die erste Rede der Marburger CDU-Abgeordneten Anne Marie Heiler an.

Tradition und Neugierde

Wer Anfang der 1970er Jahre in Hannover studierte und mit dem vorgefundenen Zustand der Welt irgendwie nicht einverstanden war, kam am theoretischen Epizentrum der lokalen Studentenszene nicht vorbei: der Fakultät V in der Wunstorfer Straße. Dort waren die Studierenden ihrem eigenen politischen Selbstverständnis nach entweder links oder noch weiter links.

Faschismus und Freiheitskampf

Er überlebte das KZ Buchenwald, koordinierte den antifaschistischen Untergrund in Francos Spanien, wurde zum Dissidenten der kommunistischen Bewegung und avancierte zum gefeierten Schriftsteller: Jorge Semprún hat die großen Hoffnungen des 20. Jahrhunderts geteilt, er hat die bitteren Enttäuschungen jener Epoche erfahren und die grausamen Verbrechen dieser Zeit bezeugt und erlitten.