Das deutsche Volk und seine Feinde
Seit vielen Monaten kreist das Sinnen und Trachten der Politiker, das Räsonnieren der Medien und das Grollen der Bürger um die Frage, wie man sich hierzulande der Asylbewerber erwehren kann.
Seit vielen Monaten kreist das Sinnen und Trachten der Politiker, das Räsonnieren der Medien und das Grollen der Bürger um die Frage, wie man sich hierzulande der Asylbewerber erwehren kann.
Das Heft ist großformatig und hochglanzkaschiert, die Seiten sind kartonartig fest, wenn man sie aufschlägt, um zu lesen, knistert die Klebebindung gefährlich. Es ist eine Zeitschrift - wie sie heißt, sieht, wer sie nicht kennt, erst auf den zweiten Blick: Blimp.
Wenn sich in diesen Tagen zahlreiche Kooperationsverbände, allen voran die Deutsche Burschenschaft, in Eisenach treffen, um auf der Wartburg dem 175 Jahre zurückliegenden Treffen von nahezu fünfhundert freiheitlich-antifeudalistisch gesinnten Studenten zu gedenken, wird es um mehr als historische Reminiszenzen gehen.
Ein langsamer, ganz langsamer Schwenk in Richtung links. Ein größerer Raum erschließt sich dem Blick. Er ist rechteckig, hat gegenüberliegende Doppeltüren, an einer Längsseite ist eine Art Galerie, zu der eine Treppe hinauf- und von der eine zweite wieder herabführt - oder umgekehrt. Was da oben ist, verdeckt eine Sperrholzwand.
Das wirkliche Leben als Salz in der Suppe der Fiktion. "Wir bewegen uns weg vom Serien-Kladderadatsch hin zur Wirklichkeit", sagt ausgerechnet der Moderator einer der neuen realitainment-Sendungen (Wortschöpfung diesmal von mir) des Kanals, der immer noch hauptsächlich mit Serien seine Werbeeinnahmen sichern muß.
Die Kluft, die den Osten vom Westen der neuen Bundesrepublik trennt, ist unübersehbar, und so bald wird sie nicht verschwinden. Die Ernüchterung über diesen Befund weicht inzwischen zunehmender Nervosität. Ein vergleichsweise alltäglicher politischer Vorgang wie die Etablierung einer ostdeutschen Vereinigung (vgl.
Im neuen dualen System sind die privaten Anbieter von Fernsehprogrammen laut Gesetz verpflichtet, auch bildende und informative Sendungen auszustrahlen, deren Anteil an der Sendezeit festgelegt ist. Dieser Zwang führt dazu, daß solche Programmteile faktisch aus der kommerziellen Logik herausfallen: Sie unterliegen nicht dem Einschaltquoten-Diktat.
Soviel Ende war nie. Die alte Bundesrepublik droht in der Einheitsfalle zu verschwinden. Mit den Zeiten relativer Homogenität und ungebrochener Prosperität ist es vorbei. Die Volksparteien geraten auf die Liste der gefährdeten Gattungen. Politikverdrossenheit macht sich breit. Die Erwartungen in die Kompetenz der Berufspolitiker schrumpfen.
Sehr verehrte liebe Frau Riege, verehrte Familie Riege, sehr geehrte Freunde Kollegen, Mitarbeiter und Schüler von Gerhard Riege! Ich danke Ihnen allen dafür, daß ich in dieser unwiederholbaren Stunde zu Ihnen sprechen darf. Wir haben uns hier nicht versammelt, um von Gerhard Riege Abschied zu nehmen oder ihn gar zu verabschieden.
Der technische Aufwand ist beträchtlich: sechs Diaprojektoren sind durch Computer so gesteuert, daß jeweils drei von ihnen zusammen ein einziges Bild auf eine Leinwand werfen, die gut 30 Meter breit ist. Sie sind so perfekt justiert, daß die Grenze zwischen den Drittel-Bildern kaum bemerkbar ist.
"Kommunitarismus" lautet ein neues Kennwort der politischen Diskussion. Der Theorieimport aus den USA ist vieldeutig. Unterschiedliche politische Positionen und Werthaltungen knüpfen sich daran; sie reichen von linken und linksliberalen Stimmen bis hin zu konservativen Voten.
Das vereinte Deutschland hat seinen langatmigen Skandal. Auf eine kurze Formel gebracht, lautet er: Auch Intellektuelle und Dichter sind keine besseren Menschen. Wo gespitzelt wird, spitzeln auch sie. Dieses triviale Skandalon reibt sich an der beliebten Vorstellung, Dichter seien das "Gewissen der Nation".
Mit einer Rede unseres Mitherausgebers Günter Gaus eröffnete der Bertelsmann Unternehmensbereich Buch am 2. Februar d.J. in Dresden eine neue Folge der, in der Vergangenheit in München vorgetragenen, "Reden über das eigene Land" / "Reden über Deutschland".
Der Rückzug und die Resignation vieler Jugendlicher ist soweit fortgeschritten, daß Jugendliche heute in der Öffentlichkeit überwiegend als Problemgruppe wahrgenommen werden: Im Osten (und Westen) Deutschlands aufgeschreckt von den neonazistischen und ausländerfeindlichen Ausschreitungen; im Westen (und Osten) Deutschlands alarmiert durch das distanziert-apathische Ve
Für die "Blätter" zur aktuellen Situation und zu deutschen Perspektiven etwas zu schreiben - dieses freundliche Ansinnen erreicht mich zur Unzeit, und zwar keineswegs aus persönlichen Gründen.
Wer interessiert sich heute für die Intellektuellen und ihre Probleme außer den Intellektuellen selbst? Wenn Intellektuelle über sich selbst reden, liegt deshalb der Verdacht nahe, daß sie es nicht in der Absicht der Selbstaufklärung tun, sondern zu dem Zweck, die düstere Stille um sich herum vergessen zu machen.
Georgi heißt er, der Georgier und ist unheimlich georgisch.
In New York und in Mannheim haben die Straßen keine Namen sondern Nummern. Ein glücklicher Einfall der Stadtväter, der ihnen viele Scherereien erspart hat. Zahlen sind feststehend und auch unpolitisch. Ihre Wertigkeit verändert sich nicht, wenn ein neuer Landesfürst den Thron besteigt oder von einer Volkserhebung hinuntergestürzt wird.
Das Bild, daß die Medien gegenwärtig über die Jugend Ostdeutschlands vermitteln, ist mehr oder weniger eindeutig.
"Es kommen bessere Zeiten", lautet seit Monaten die frohe Botschaft, und wie nicht anders zu erwarten zeigt sich, daß manche wirklich ihr Glück gemacht haben. Wer allerdings heute das Wort Glück ausspricht, meint schon lange nicht mehr die Urlaubsreise in der Hochsaison oder den trickreich vorfristig erworbenen hellgrünen Trabi.
Es war ein naßkalter und düsterer Abend als ich 1984 im Anschluß an eine Lesung in der Galerie Unter den Linden, schräg gegenüber der sowjetischen Botschaft, ein Buch erwarb, das mich nicht sonderlich interessierte. Zum Kauf animierten mich weder Text noch Autor, sondern ein Bild (Abbildung 1 siehe PDF Datei).
Die am häufigsten bemühte Metapher der deutsch-deutschen Vereinigung ist die des Liebespaares, das durch widrige Umstände und böse Mächte lang nicht zueinander kommen konnte und unzähliche Hindernisse überwinden mußte, um sich endlich zu kriegen. Auch das Medienspektakel schien oft auf diese Metapher hin inszeniert.
Kann man hinsichtlich der meisten Folgen des Putschversuchs vom 19. August 1991 sagen, daß sie auf eine Weiterführung von Gorbatschows Politik mit anderen Mitteln nämlich konsequenter, beschleunigt und rücksichtsloser - hinauslaufen, so gilt das nicht für die KPdSU. Die älteste kommunistische Partei ist ziemlich ruhmlos von der politischen Bühne abgetreten.