Großer Bruder, kleine Brüder
Das Leben von normalen Menschen sei "viel interessanter als das von Schauspielern", behauptet der Redakteur des Senders RTL2 und meint natürlich das von Schauspielern simulierte Leben in Fernsehspielen und -serien.
Das Leben von normalen Menschen sei "viel interessanter als das von Schauspielern", behauptet der Redakteur des Senders RTL2 und meint natürlich das von Schauspielern simulierte Leben in Fernsehspielen und -serien.
collateral: ein Wort, das auf den ersten Blick nichts Böses ahnen läßt: am Rande gelegen, vom Zentrum entfernt, aber mit ihm verbunden; neben-sächlich, jedoch auf die Haupt-Sache bezogen; indirekt, also nicht bedrohlich. Kollateral-Schaden kann vermeintlich heißen: Der Motor ist o.k., der Wagenlenker auch, nur ein Kotflügel wurde beschädigt.
Da trägt die intellektuelle Linke grosso modo in ihrem Herzen stets das Abziehbild vom e i g e n t l i c h proletarischen Fußball. Das paßt halt so schön ins Weltbild.
Wo sind all die "Jungen Wilden" hin? Wo sind sie geblieben? Das fragt man sich, denkt man an all jene Jungfunktionäre, die noch vor kurzem so lauthals und parteiübergreifend den generationellen Aufstand probten.
Das DVU-Ergebnis bei der Landtagswahl in Brandenburg vom 5. September 1999 rief, wie bereits eingeübt, zeitweilige öffentliche Bestürzung über das rechtsextreme Potential hervor, das einmal mehr insbesondere bei jungen Wählerinnen und Wählern in Ostdeutschland zutage getreten war.
"Dem unbekannten Deserteur" widmeten Kriegsdienstverweigerer das Denkmal, das sie 1986 in Bremen aufstellten. Unschwer zu bemerken: Es war die Zeit der Friedensbewegung, und dieses Denkmal war wohl das erste seiner Art in der Bundesrepublik.
Als Brechts Stück "Die heilige Johanna der Schlachthöfe " 1959 fast dreißig Jahre nach seiner Entstehung - im Hamburger Schauspielhaus uraufgeführt wurde, da trug die Theaterkritik in der "Welt" die Überschrift: "Gründgens besiegt Brecht".
Die Verwandlung des abgeschlossenen DDR-Experiments in eine Genrekonvention fürs Kino ist offenbar nur in der Form der Komödie möglich. Leander Haußmanns Film Sonnenallee bringt für eine westlich-siegesgewisse Nachvereinigungs-Öffentlichkeit auf den Klischee-Begriff, was von der DDR im Verwertungsprozeß noch zum Plot-setting taugt.
Wenige Wochen vor seinem Tod hat Ignatz Bubis mit seinem letzten Interview viele Menschen verstört.
Notting Hill ist ein Stadtteil in London, aber wenn die Autos nicht auf der linken Straßenseite führen, könnte es auch ein quartier in Paris sein. Oder eine neighbourhood in New York, da, wo die USA am europäischsten sind.
In ihren Vorschlägen zur Reform der "Kulturförderung nach Paragr. 96 Bundesvertriebenengesetz" (Konzept vom 20.5.1999) betont die Bundesregierung das "Regionalprinzip".
Das Fernsehen hat uns angeblich aufgeklärt. Weil wir von überallher Bilder zusammenraffen, sollen wir der Wahrheit näher sein und das soll uns dabei helfen, andere Völker zu befreien.
Haben sich die Rot-Grünen erneut vergaloppiert, weil niemand die Schadenersatzforderungen der westlichen Wiederaufbereiter wegen entgangener Geschäfte bezahlen kann und die der deutschen Stromkonzerne gleich gar nicht? Weit gefehlt!
Nach zwei Wochen ist der Film schon ins kleinere Kino abgeschoben worden. Late Show, der letzte Teil von Helmut Dietls medienkritischer Trilogie (nach Schtonck! gegen die Presse und Rossini gegen das Kino) ist trotz Reklamerummel und Klatschgeschichten und trotz des Aufgebots von TV-Stars wie Harald Schmidt und Thomas Gottschalk schon nicht mehr in den Charts.
Die Auseinandersetzung um Martin Walsers Friedenspreisrede vom Oktober vergangenen Jahres hat einen merkwürdigen Verlauf genommen. Walsers Provokationen, obgleich vor aller Augen unter die kulturelle und politische Elite der Republik geworfen, zündeten erst, nachdem Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, sie aufgenommen hatte.
Werden wir mit der Regierung Schröder/Fischer eine Verbesserung der kultur-politischen Situation in Deutschland erleben? Mit Gründen hoffen viele darauf, aber es wird keine einfache Rückkehr zu den Prinzipien früherer Jahre sein.
Eigentlich eine ganz einfache Geschichte: Der Bundestag bezieht den Reichstag, ein Gebäude, dem die deutsche Geschichte m i t i h r e n H ö h e n u n d T i e f e n ähnlich übel mitgespielt hat wie D e m d e u t s c h e n V o l k e.
Liebe im Film ist mitunter lebensgefährlich, weil das die sentimentale Spannweite erhöht. W o d u r c h die Erfüllung vorübergehend in Frage gestellt oder ins Jenseits verlagert wird, das ist eigentlich ziemlich gleichgültig. Im Notfall tun es dramaturgische Krücken wie Krankheiten, Unfälle oder andere Katastrophen.
In einem der ersten der mittlerweile unzähligen Bildbände über die 50er Jahre wurde ein eher abseitig erscheinender Einstieg gewählt, der dennoch ins Zentrum westdeutscher Mentalität in der Zeit des Wiederaufbaus führt.
In den letzten fünfzehn Jahren ist vor allem, aber nicht allein in der englisch-sprachigen Welt die Zahl derjenigen enorm gewachsen, die das Fach "Cultural Studies" betreiben und sich damit identifizieren. Mit Energie wird ans Werk gegangen, es herrschen Überzeugung, Elan und Leidenschaft.
In der Netz- und Druckversion von Martin Walsers mittlerweile berüchtigter Friedenspreisrede fehlt ein charakteristischer Passus, der die (zuerst in der FAZ gedruckte) Redeversion noch zierte: es handelt sich um den nur pro familia (propria) zu lesenden Hinweis auf die literarischen Verdienste der eigenen Tochter.
Wer in der DDR gelebt hat, kann sich erinnern an die offizielle Propaganda vom "Sieg des Sozialismus", von seinen gewaltigen "Errungenschaften" und an die von den Ideologen immer mal wieder hin und her gewendete Frage, wie herrlich weit wir es denn nun gebracht hätten: ob wir uns denn noch im Sozialismus als einer "relativ eigenständigen geschic
Lassen Sie mich zunächst sagen, daß ich es als eine große Ehre empfinde, in diesem Jahr mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet zu werden - nicht nur wegen der Bedeutung dieses Preises an sich, sondern auch, wie Sie sich bestimmt denken können, wegen der Namen, mit denen er verknüpft ist.
Das Kino hatte schon immer die Angewohnheit, Sachen zu zeigen, die im realen Leben nicht gehen, und wir hatten schon immer eine große Freude daran, uns für ein paar Stunden glauben machen zu lassen, daß sie doch gehen. Es sei unmöglich, so ein allgemeiner Konsens, den Holocaust künstlerisch darzustellen, und doch wurde es immer wieder versucht.