Thema Kultur

Der Dichter als Prophet.

The carnival is over: Salman Rushdie ist Moslem. Nach 700 Tagen Untergrund ist der Schriftsteller Weihnachten 1990 aus seiner irrwitzigen Zwangslage aufgetaucht: ein sog. Todesurteil, das ihm lebenslänglich die Freiheit, zu schreiben und als Mensch zu existieren, rauben sollte.

Mit offenem Visier

Schon lange rebellieren einflußreiche Hierarchen, Programmacher und forsche Jungredakteure auch in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten gegen das ihnen vom Staatsvertrag applizierte Korsett des B i l d u n g s a u f t r a g s.

Megastadt Berlin. Folgen einer Entscheidung

Bei der Entscheidung, den Sitz von Parlament und Regierung von Bonn nach Berlin zu verlegen, hatte die überwältigende Mehrheit des Hohen Hauses nicht die geringste Vorstellung von den demographischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Folgen ihrer Entscheidung. Dazu fehlten ihr schlicht die Informationen.

Ein Potemkinsches Dorf namens Berlin

Die Kritiker des deutsch-deutschen Vereinigungsprozesses sind stiller und verhaltener geworden. Das hat mit der Macht des Faktischen zu tun: Zwar sind fast alle Probleme, die sie kommen sahen, nun wirklich gekommen; doch das nimmt der Kritik kaum etwas von ihrer eigentümlichen Kraftlosigkeit. Alternativen hat sie nun nicht mehr zu bieten, sie steht im toten Winkel.

Faber & Sabeth

Ein nicht mehr ganz junger Mann, der sich bislang mit Frauen höchstens auf Zeit eingelassen hat, lernt ein junges Mädchen kennen, das nicht nur seine etwas seltsame Fixierung auf die technisch-mathematische Sprech- und Denkweise seines Berufs durcheinanderbringt, sondern in ihm sogar den Wunsch auf die Ehe wach werden läßt.

Bismarck-Renaissance

"Furcht vor Preußen?" fragte die Ostberliner Historikerin und Preußen-Forscherin Ingrid Mittenzwei in der Januarausgabe der "Blätter". Der folgende Beitrag des Bremer Historikers Lothar Wieland beleuchtet die aktuelle Wiederbelebung Bismarcks, die so gut zum neuen Deutschland zu passen scheint.

Der entsorgte T 34

Auf hohem Sockel stand jahrzehntelang am Grenzkontrollpunkt Drewitz zwischen Berlin (West) und der DDR ein sowjetischer Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg, keine künstlerisch verfremdete Nachbildung, sondern das Original eines T34, des legendären Vollstreckers so mancher Siege (der einen) und Niederlagen (der anderen).

Die DDR in uns

Ich würde mich lieber mit England vereinen, monarchistisch denken und an meiner romantischen Idee von gestandener Demokratie festhalten, von der sie auf der Insel sagen, sie wäre dem englischen Rasen vergleichbar: 200 Jahre lang wachsen lassen, Voraussetzung ist tägliche Pflege und ein entsprechendes Klima.

Bleiben sie sitzen, es ist ihr Abend.

40 Jahre ARD - das Jubiläum sorgte im ersten Kanal für muntere Tupfer im Logo und ein paar Wiederholungen mehr. Was noch einmal gesendet werden sollte zu diesem Anlaß, hatte das Publikum zu entscheiden. Für jedes Genre wurden vier alte Sendungen zur Auswahl gestellt, wobei die Zahl der für einen Titel eingeschickten Postkarten entschied.

Ein Menschenwissenschaftler

Wer sich mit der bundesdeutschen Resonanz auf Norbert Elias *) beschäftigt, der trifft unweigerlich auf diese Interpretation seines Werkes: Den soziologischen Arbeiten von Elias, heißt es da, hafte etwas Unpolitisches an, seine Soziologie deute die Fakten, doch fehle es ihr an politischer Vision.

Auf französischen Spuren

Am Tag, als J.P. Sartre starb, dem 15. April 1980, erschien - damals weitgehend unbemerkt - in einem Pariser Verlagshaus eine neue intellektuelle Zeitschrift, "Le Débat". Als Druckerzeugnis reüssierte die neue "Debatte" rasch. Und doch taucht seit dem Tod von Sartre, Barthes, Foucault, der Krankheit von Althusser u.a.

Vielvölkerrepublik

Schwarz-rot-gold zum Sendeschluß, aber tagsüber strahlt und wandelt Deutschland in den "Vereinten Farben von Benetton". Eine solche Schlagzeile über "gemischt-rassischen" Paaren auf den Werbetafeln und in den Lifestyle-Magazinen ist vermutlich massenwirksamer als jedes rot-grüne Dezernat für Multikulturelle Angelegenheiten.