Thema Ostdeutschland

Ein spiritueller Bankrott

Vor kurzem hat der Franziskaner Leonardo Boff, eine der wichtigsten Gestalten der Theologie der Befreiung, sein Priesteramt niedergelegt und ist aus dem Orden ausgetreten. Das ist das Ende eines zwanzig Jahre währenden Kampfes mit der Großinstitution, die Boff nach Strich und Faden verwarnt und gemaßregelt, bespitzelt, kontrolliert und schikaniert hat.

Die Aufholjagd ruiniert die ganze Gesellschaft

Die Kluft, die den Osten vom Westen der neuen Bundesrepublik trennt, ist unübersehbar, und so bald wird sie nicht verschwinden. Die Ernüchterung über diesen Befund weicht inzwischen zunehmender Nervosität. Ein vergleichsweise alltäglicher politischer Vorgang wie die Etablierung einer ostdeutschen Vereinigung (vgl.

Postmoderne Toleranz

Das Telefon klingelt, eine Frau erzählt mir, daß sie von einer Frankfurter Kirchengemeinde eine Umfrage über Religion machen. Ich erkläre mich bereit und höre zu. "Angenommen, Sie treffen einen Mann in guter Position, erfolgreich, gesund, zufrieden, schönes Familienleben usw., der Atheist ist.

Aufruf Gegen neues Unrecht

Nach der Vereinigung beider deutscher Staaten tut eine angemessene Aufarbeitung der Vergangenheit not. Die DDR ist zerfallen. Recht basierte dort auf Unrecht und ist oft ununterscheidbar mit demselben zusammengeronnen.

Vermögensbildung im Unternehmenssektor

Kurz nach Abschluß der wichtigsten Tarifbewegungen veröffentlichte die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht vom Mai 1992 eine Übersicht mit einer beträchtlichen verteilungspolitischen Brisanz. Es geht um die Vermögensbildung in Westdeutschland, insbesondere die bei westdeutschen Produktionsunternehmen.

Eine neue Sicht der Geschichte?

Mit der Umwälzung in Osteuropa und der deutschen Vereinigung ist die Auseinandersetzung der Deutschen mit "ihrer" Geschichte offensichtlich in eine neue Phase getreten. Die öffentliche Diskussion wird dabei beherrscht durch die Frage, wie mit der DDR-Vergangenheit umzugehen ist, mit welchen Zielen und Mitteln diese aufgearbeitet werden kann und soll.

Der Preis der Gleichheit

Werden die Deutschen zu Gefangenen in der Einheitsfalle? Zu "Verlierern" beiderseits: die einen, weil es ihnen mit der "Angleichung der Lebensverhältnisse" nicht schnell genug geht; die anderen, weil ihnen die Einheit zu teuer kommt?

Einigkeit und Recht und Unrecht

Zum zweitenmal innerhalb eines halben Jahrhunderts steht die deutsche Justiz vor dem Problem einer juristischen Vergangenheitsbewältigung. 1945 begann die Aufarbeitung des NS-Unrechts, 1990 die des DDR-Unrechts. Es ist Zeit für eine Zwischenbilanz. Dem Vergleich mit der Verfolgung von NS-Unrecht kann man nicht aus dem Wege gehen, auch wenn es grundlegende Unterschiede gibt.

Volk ohne Traum

Das vereinte Deutschland hat seinen langatmigen Skandal. Auf eine kurze Formel gebracht, lautet er: Auch Intellektuelle und Dichter sind keine besseren Menschen. Wo gespitzelt wird, spitzeln auch sie. Dieses triviale Skandalon reibt sich an der beliebten Vorstellung, Dichter seien das "Gewissen der Nation".

Hochschulen als Standortfaktor

Zu Beginn des Wintersemesters 1991/92 sorgte die Ankündigung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), den sog. "Öffnungsbeschluß" von 1977 nicht mehr mittragen zu wollen, für einiges Aufsehen. Damals vor 15 Jahren kamen die Regierungschefs von Bund und Ländern darin überein, die Hochschulen weiter im Prinzip für alle Studienberechtigten offenzuhalten.