Mutter, Mutter, Kind: Der Kampf für die Regenbogenfamilie
Es ist eine juristische Sensation: Nach Jahren der rechtlichen Diskriminierung könnte sich endlich grundlegend etwas an der Situation vieler Familien in Deutschland ändern.
Es ist eine juristische Sensation: Nach Jahren der rechtlichen Diskriminierung könnte sich endlich grundlegend etwas an der Situation vieler Familien in Deutschland ändern.
Seit über einem Jahr wird die Menschheit von einer Pandemie heimgesucht, doch anders als bei früheren Seuchen ist unser Verhältnis zum Tod heute von einer eigentümlichen Distanz geprägt. Gerade darin aber zeigt sich die unseren Zeitgeist bestimmende, idiotische Leugnung des Todes.
Die Frage nach dem Geschlecht ist immer auch eine politische. Denn alte binäre Geschlechternarrative lassen sich nicht auf moderne Familienmodelle übertragen.
Männliche Privilegien bestehen bis heute fort, doch gerät das Patriarchat ethisch, normativ und diskursiv in Bedrängnis. In dieser Spannung hat sich die problematisch gewordene hegemoniale Männlichkeit politisiert.
Mit einiger Verzögerung hat sich die Auseinandersetzung mit Rassismus und kolonialer Geschichte inzwischen auch in Deutschland einen festen Platz innerhalb der Linken und im Feminismus erobert. Doch trotz des guten Willens herrscht noch viel Unwissenheit.
In Polen kündigt sich dieser Tage ein fundamentaler Kulturwandel an. Die gesellschaftliche Polarisierung erreicht mit dem „Frauenstreik“ gegen die Reform des Abtreibungsrechts einen neuen Höhepunkt. Seit langem ist die polnische Gesellschaft tief gespalten in proeuropäisch liberal-progressive und konservativ-nationale Kräfte. Medienpropaganda und Hetzkampagnen der Regierung schüren diese Polarisierung jeden Tag. Und die Bevölkerung ist zunehmend frustriert über die brüderliche Feindschaft im eigenen Land.
Vergewaltigungen in Kriegen hat es immer gegeben. Bereits antike Texte geben Zeugnis davon. Aber lange galten diese Gewalttaten als gewissermaßen natürliche Begleitumstände – „Boys will be Boys“, und Soldaten erst recht. Seit einigen Jahrzehnten jedoch wächst das Verständnis, dass sexualisierte Gewalt nicht nur eine Folge von bewaffneten Konflikten ist, sondern häufig strategisch als Kriegshandlung eingesetzt wird. Sie ist, wie Christina Lamb schreibt, „die schäbigste Waffe, die es gibt“.
Crime Minister“ lautet einer der Slogans, mit dem tausende Israelis seit Mitte Juli mehrfach wöchentlich in israelischen Städten, vor allem aber vor der Residenz von Benjamin Netanjahu in der Jerusalemer Balfour Straße demonstrieren. Sie fordern nichts weniger als den Rücktritt des Ministerpräsidenten, der sich wegen Korruption vor Gericht verantworten muss. Auch der Ärger über das miserable Krisenmanagement der Regierung angesichts der Covid-19-Pandemie bricht sich bei den Protesten Bahn.
Insgesamt acht Fälle von Gewalt gegen Frauen hat die Anwältin Christina Clemm in ihrem neuen Buch dokumentiert. Die Lektüre von „AktenEinsicht“ hinterlässt einen gewaltigen Kloß im Hals.
In Corona-Zeiten halten vor allem Frauen die Gesellschaft am Laufen und stemmen dabei oft eine Doppelbelastung aus Erwerbs- und Sorgearbeit. Das aber darf nicht zum Dauerzustand werden – ganz im Gegenteil.
Der Kampf um Gleichberechtigung gerät weltweit in Bedrängnis. Gleichzeitig erleben wir jedoch einen Neuaufbruch, ja möglicherweise sogar eine neue Welle transnationaler feministischer Bewegungen.
Über Prostitution zu schreiben, bedeutet, sich in ein gesellschaftliches Minenfeld zu begeben. Und über Prostitution in Wehrmachtsbordellen zu schreiben, ist gleich doppelt schwierig. Denn hier geht es nicht nur um die Frage, was Prostitution ihrem Wesen nach ist, sondern auch darum, inwiefern Prostitution als Kriegsmittel und Teil der Besatzungspolitik Nazi-Deutschlands gewertet werden muss.
Die Initiative Maria 2.0 will in der katholischen Kirche das Unterste zu oberst kehren. Die Aktivistinnen wissen: An der Frauenfrage hängt die Reform der Kirche. Und ihre Lösung bedeutet den Untergang der alten katholischen Welt – und markiert den Aufbruch in eine neue Zeit.
Weltweit ist der Kampf gegen Frauenrechte ein zentrales Motiv rechtspopulistischer, ultra-religiöser und illiberaler Bewegungen. Doch wie funktioniert diese Verbindung von reaktionären Geschlechterbildern und nationalistischer Politik?
Harvey Weinstein, der einst gefeierte, dann aber massiver sexueller Belästigung und Vergewaltigung beschuldigte Hollywood-Produzent, greift auf seine Versicherung zurück: Diese zahlt 44 Mio. US-Dollar, davon 30 Mio. an betroffene Frauen, die Geldgeber seiner Filmfirma und deren Angestellte. Die übrigen 14 Mio. fließen in Weinsteins Anwalts- und Prozesskosten.
In den bald 15 Jahren ihrer Kanzlerschaft hat Angela Merkel den Begriff „Feminismus“ sorgsam gemieden und Gleichstellungspolitik hatte wenig Bedeutung.
Fast konnten sie einem leid tun. Bundesjustizministerin Katarina Barley und Familienministerin Franziska Giffey, beide SPD, fiel es sicherlich nicht leicht, die Einigung um den Paragraphen 219a Strafgesetzbuch als erfolgreichen Kompromiss zu verkaufen.
Als Zalmay Khalilzad im September 2018 zum US-Sonderbeauftragten für Aussöhnung in Afghanistan ernannt wurde, schien ein Ende des längsten amerikanischen Krieges endlich in Sicht.
Wenn es um Frauen geht, löst der Mangel an Repräsentation sofort Rufe nach umfassenden Quoten aus. 2015 forderte die London School of Economics Genderquoten auf allen staatlichen und privaten Leitungsebenen.
Frauen, die stranguliert werden, kooperieren nur selten mit der Polizei.
In seinem umstrittenen Roman „Unterwerfung“ beschreibt Michel Houellebecq ein Frankreich der nahen Zukunft, in dem ein Islamist mit freundlichem Antlitz zum Präsidenten gewählt wird. Er stilisiert diese kollektive Wende in der Gestalt von François, einem Literaturwissenschaftler mit Schwerpunkt auf dem 19. Jahrhundert, zu einer moralischen Kapitulation.
Rosa Luxemburg, deren Ermordung sich am 15. Januar jährt, übt noch immer eine enorme Faszination aus: als kämpferische Politikerin in einer Männerwelt, als revolutionäre Sozialistin im Kaiserreich und nicht zuletzt als maßgebliche marxistische Theoretikerin.
Ich wurde römisch-katholisch erzogen. Als Kind liebte ich es, in die Kirche zu gehen. Meine Familie besuchte jeden Sonntag die St. Peter‘s Chapel, ein großes weißes Gebäude auf dem Campus der University of Nigeria, auf dem ich aufwuchs. Der Pfarrer der Gemeinde war Dozent an der Universität.
Die MeToo-Debatte, die vor genau einem Jahr begann, scheint vielerorts an Schwung verloren zu haben. Im Oktober 2017 hatten die „New York Times“ und der „New Yorker“ Vorwürfe erhoben, der Filmproduzent Harvey Weinstein habe Dutzende Frauen aus der Filmindustrie sexuell belästigt, genötigt oder gar vergewaltigt.
Frauenfeindlichkeit und Sexismus gab es bereits im analogen Zeitalter. Heute jedoch werden Frauen im Internet noch massiver beleidigt und bedroht als zuvor. Aber nicht das Netz selbst ist ein Problem. Vielmehr sind es nach wie vor Männer, die dort ihren Frauenhass ausbreiten. Das Netz macht es ihnen nur leichter, ihre Verachtung zu artikulieren – es ermöglicht aber auch, dagegen zu halten.