Thema Nationalsozialismus

Abkehr vom Wunsch nach Verleugnung

Von einem Buch und seiner Wirkung soll die Rede sein, nicht mehr von der Legende über ein Buch, vom angeblichen Vorwurf der Kollektivschuld und der Behauptung eines unabänderlichen Nationalcharakters - auch nicht von dem, lieber Daniel Goldhagen, was wir einander vor wenigen Wochen in New York versprochen haben: daß es doch endlich einmal zur Diskussion der Differenzen kommen m&

Über den öffentlichen Gebrauch der Historie

Der Demokratiepreis, den zuletzt 1990 Bärbel Bohley und Wolfgang Ullmann für die Bürgerrechtler der DDR entgegengenommen haben, geht an den diesjährigen Preisträger mit der folgenden Begründung: Daniel Goldhagen habe "aufgrund der Eindringlichkeit und der moralischen Kraft seiner Darstellung dem öffentlichen Bewußtsein in der Bundesrepublik wesentli

Grenzen einer deutschen Normalisierung

Zu Beginn der "ceremony" am Abend des 10. März 1997 trug Karl D. Bredthauer im Namen der Redaktion und des Fördervereins der "Blätter" folgende Gedanken zum politischen Kontext der Demokratiepreis-Verleihung an Daniel Jonah Goldhagen vor. D. Red.

Gestatten Sie mir, meine Damen und Herren,

Verleihung des Demokratiepreises 1997

10. März 1997, Tag der Verleihung des Demokratiepreises der "Blätter" und ihres Fördervereins an Daniel Jonah Goldhagen, den Autor des Buches Hitler's Willing Executioners (Hitlers willige Vollstrecker). Am frühen Nachmittag eine mit ca. 150 Teilnehmern überfüllte Pressekonferenz.

Wundersames Kantograd

Beherzt tritt die Frau vor und begibt sich an das Kopfende des Tisches. Mit einer rostigen Gießkanne in der Hand steht sie vor der Gruppe von Leuten mittleren Alters, die um den Tisch versammelt sind. "Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten? Ich möchte Ihnen etwas sehr Wichtiges zeigen." Mit einer liebevollen Geste stellt sie die Kanne auf den Tisch.

Prag und die deutsche Dankesschuld

Wer das seit Monaten andauernde hiesige Gerangel um den deutschtschechischen Nachbarschaftsvertrag verfolgt, könnte den Eindruck gewinnen, als würde das Verhältnis zwischen beiden Ländern allein von den Ansprüchen sudetendeutscher Vertriebenen-Funktionäre und ihren Förderern aus der CSU bestimmt.

Germania Irredenta

Hans Konings Artikel in dieser Ausgabe - über ein fortlebendes deutsches Verlangen nach verlorenen Besitztümern und Gebieten gibt Gelegenheit, sich an die Beständigkeit deutscher Sorgen zu erinnern - und daran, warum der Rest der Welt sich seit so langer Zeit dieser Sorgen wegen sorgt.

Störfall im Endlager der Geschichte

Bei dem folgenden Text handelt es sich nicht um eine Rezension von Daniel Goldhagens Hitler's Willing Executioners: Ordinary Germans and the Holocaust, das Ende März diesen Jahres im New Yorker Alfred A. Knopf Verlag erschienen ist. *) Es geht vielmehr um Inhalt und Tonlage der bisherigen deutschen Reaktionen auf Goldhagens Publikation.

Lübeck und die Medien

Am Freitag nach der Trauerfeier stand es in den Zeitungen: Der Brand in der Lübecker Asylunterkunft sei nun endgültig auf Brandstiftung innerhalb des Hauses zurückzuführen. Eines der überlebenden Opfer des Brandanschlages sei der Täter: ein 21jährige Libanese.

Hiroshima und Auschwitz

Den 6. August 1995, den 50. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima, werden die Geschichtsrelativierer der Neuen Rechten dazu nutzen, einmal mehr die Singularität deutscher Verbrechen in Frage zu stellen und die moralische Berechtigung der Nachkriegs"Umerziehung" der Deutschen durch die westlichen Siegermächte in Zweifel zu ziehen.

Rote Roben, braune Schatten

Am 9. August 1931 wurden am Bülowplatz in Berlin zwei Polizisten erschossen, aus dem Hinterhalt und aus politischen Motiven. Der Täter, Erich Mielke, wurde 60 Jahre später vor Gericht gestellt, am 26. Oktober 1993 zu sechs Jahren Haft verurteilt, und am 10. März 1995 entschied der Bundesgerichtshof (BGH) im Revisionsverfahren: Erich Mielke, 83, bleibt in Haft. Am 13.

Um der Wahrheit willen

Die Sorge, daß das Jahr 1995 auch die große Stunde der professionenen Aufrechner werden könnte", hatte der Schriftsteller Ralph Giordano in einem Offenen Brief an Bundespräsident Roman Herzog geäußert (vgl. den Wortlaut in "Blätter", 2/1995, S. 247 ff: "Dresden gegen Auschwitz?"). In der Dresdner Rede vom 13.

Politische Heimatkunde mit Martin Heidegger

Die Wiederveröffentlichung von Heideggers berühmter Rektoratsrede von 1933 im 50. Jubiläumsjahr und die 1987 erschienene Erstausgabe von Victor Far¡as' Buch "Heidegger et le nazisme" haben Anlaß zu einer Wiederaufnahme und Intensivierung der Diskussion über das Verhältnis von Martin Heideggers Philosophie zur Politik geboten.

Die verweigerte Rehabilitation

Begünstigt durch das Nachlassen der meinungsbildenden Prägekraft der Kriegsgeneration, bahnte sich im Hinblick auf die WehrmachtDeserteure des Zweiten Weltkrieges in relevanten Teilen der deutschen Gesellschaft in den letzten 15 Jahren ein echter Einstellungswandel an. Die Debatte ist noch im Flusse.