Säuberungen
Am 26. November wurde Heinrich Fink, der im April 1990 gewählte Rektor der Humboldt-Universität in Berlin, fristlos entlassen, weil er, so die zuständige Behörde, als informeller Mitarbeiter für die Staatssicherheit "tätig gewesen" sei.
Am 26. November wurde Heinrich Fink, der im April 1990 gewählte Rektor der Humboldt-Universität in Berlin, fristlos entlassen, weil er, so die zuständige Behörde, als informeller Mitarbeiter für die Staatssicherheit "tätig gewesen" sei.
Anfang März schrieb der Philosoph Christian Meier in seinem "Plädoyer für mehr Großzügigkeit - Wie das Lernen blockiert wird" in der FAZ: "Man mag auf die Dauer fürchten, daß die Not - und die Wut - in Ostdeutschland sich zu heftigen Reaktionen zusammenballt.
Die gegenwärtig sich vollziehende Zerstörung des Wissenschaftspotentials der ehemaligen DDR beunruhigt viele Wissenschaftler.
"Es ist ein beispielhafter Augenblick in der Geschichte der Gesellschaftskritik, wenn ein Kritiker auf das Scheitern seiner größten Hoffnungen reagieren muß." Michael Walzer, Zweifel und Einmischung, Frankfurt/M. 1991, S. 110.
"Furcht vor Preußen?" fragte die Ostberliner Historikerin und Preußen-Forscherin Ingrid Mittenzwei in der Januarausgabe der "Blätter". Der folgende Beitrag des Bremer Historikers Lothar Wieland beleuchtet die aktuelle Wiederbelebung Bismarcks, die so gut zum neuen Deutschland zu passen scheint.
Wir leben, nordostwestlich beschränkt, geradezu im Zeitalter der liberaldemokratischen Verfassungen. Verfassungen liberaldemokratischen Typs bestehen geschrieben/ungeschrieben nordwestlich seit längerer oder kürzerer Zeit.
"Evaluation" und "Abwicklung" (früher hieß das "Liquidation") sind die Fachbegriffe neudeutscher Wissenschafts- und Hochschulpolitik in der ehem. DDR.
Eins scheint klar: Der Terminus "Abwicklung" bezeichnet in der an bildassoziativen Wörtern nicht eben reichen Verwaltungssprache eine Ausnahme. Hier eröffnen sich für den Laien weite Felder spekulativer Vorstellungen: Auspacken, abrollen, entwirren, abspecken....
Bis zum 9. November 1989 schienen die Hochschulbeziehungen zwischen beiden deutschen Staaten langfristig geregelt. Das Kulturabkommen vom 6. Mai 1986 1) steckte den Rahmen für den Austausch von StudentInnen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR ab. In diesem Abkommen bzw. dem darauf basierenden Arbeitsprogramm 2) waren die Austauschkontingente festgelegt.
Wer sich mit der bundesdeutschen Resonanz auf Norbert Elias *) beschäftigt, der trifft unweigerlich auf diese Interpretation seines Werkes: Den soziologischen Arbeiten von Elias, heißt es da, hafte etwas Unpolitisches an, seine Soziologie deute die Fakten, doch fehle es ihr an politischer Vision.
Am Tag, als J.P. Sartre starb, dem 15. April 1980, erschien - damals weitgehend unbemerkt - in einem Pariser Verlagshaus eine neue intellektuelle Zeitschrift, "Le Débat". Als Druckerzeugnis reüssierte die neue "Debatte" rasch. Und doch taucht seit dem Tod von Sartre, Barthes, Foucault, der Krankheit von Althusser u.a.
Außer in den USA, wo das parlamentsorientierte Office of Technology Assessment (OTA) fest etabliert ist, Ansehen genießt und wissenschaftlich-pragmatische Maßstäbe setzt, ist in den meisten anderen Industrieländern Technikfolgen-Abschätzung noch in der Diskussion, auch in der Bundesrepublik Deutschland.
Technik ist nie "neutral", sondern die Gesellschaft formt Technologien und Technologien transformieren die Gesellschaft. Die Erfindung von Waschmaschinen oder Computern z.B. hat nicht nur technische, sondern auch erhebliche soziale und ökonomische Auswirkungen gehabt.
Das Signum der europäischen Moderne ist seit den Anfängen der Aufklärung die widersprüchliche Einheit von individueller und gesellschaftlicher Autonomie, von Moral und Politik, von praktischer und instrumenteller Vernunft, von europäischem Sendungsbewußtsein und europäischem Selbstzweifel.
"Es gibt unter der Mehrheit der deutschen Intellektuellen keine Vorstellung mehr von der Nation" (Karl Heinz Bohrer, "Merkur", 12/1989) So tief, wie Peter Brandt im (mit dem sozialdemokratischen Mitgliedermagazin) neuvereinigten "Vorwärts" meinte 1), kann das "nationale Trauma" der restdeutschen Linken eigentlich nicht gesessen haben.
Nicht nur Euer Land, die Deutsche Demokratische Republik, steckt in einer tiefen Krise. Entgegen allem Schein des Wohlstandes weiß auch der "Westen" nicht die Zukunftsprobleme zu lösen. Immer mehr, immer schneller, immer naturzerstörerischer - das sind keine Antworten, die zu Hoffnung auf Überleben berechtigen.
Die StudentInnenbewegung des Wintersemesters 1988/89 überraschte und verblüffte nicht nur die breite Öffentlichkeit sondern ebenso die organisierte Linke an den Hochschulen.
Nationen besitzen in ihrer Entwicklung einen Stand der Unschuld, von dem sie - wie Kinder - nichts wissen. Sie nehmen sie wahr und begreifen sie in dem Moment, in dem sie ihrer verlustig gehen.