Autorinnen und Autoren Günter Giesenfeld

Im Folgenden finden Sie sämtliche »Blätter«-Beiträge von Günter Giesenfeld.

Günter Giesenfeld in den »Blättern«

Oder bringt's voll

Wer je Studien machen möchte über die Frage, wie reale gesellschaftliche Ereignisse durch das Fernsehen nach den Gesetzen fiktiver Kinoerfahrungen modelliert werden, hat in der Überschwemmungskatastrophe an der Oder ein einprägsames Fallbeispiel. Als Medienereignis betrachtet war das Hochwasser ein voller Erfolg.

Kalkulierte Nebenwirkung

Es sei "mit Sicherheit der Höhepunkt des Fernsehjahres", kündigte der stern an, und die Frankfurter Rundschau fand, dies sei "Fernsehen auf der höchstmöglichen Qualitätsstufe". Gemeint ist Heinrich Breloers zweiteiliger Fernsehfilm Todesspiel (ARD, 24. und 25.6.1997) über den deutschen Herbst 1977, ein dokumentarisches Fernsehspiel.

Zote im Zentrum

Jürgen von der Lippe ist ein beliebter Fernsehunterhalter, in dessen Shows es locker und zuweilen sogar geistreich zugeht. Seine leicht verdauliche, nie die Grenze zur bissigen Kritik überschreitende Moderation ist eine gut funktionierende Mischung aus Professionalität und Improvisation.

Fenster zur Welt

Man sagt, daß männliche Jugendliche in ihrer Entwicklung eine Phase durchmachen, in der bestimmte Berufsbilder eine große Rolle spielen, Lokomotivführer, Pilot oder Kapitän. Diese Wünsche werden derzeit im Fernsehen bis zu einem gewissen Grad erfüllt.

Arabella light

Ortrun veranstaltet eine Party, auf der es laut zugeht. Gabi, ihre Nachbarin, beschwert sich, schlägt die Einladung mitzufeiern aus und holt die Polizei. Damit nicht genug: Sie nimmt Rache, schmiert der Störenfriedin Senf unter die Türklinke. Die wiederum verklebt ihr am nächsten Tag den Briefkasten mit Sekundenkleber und läßt ihr Sahnetorten ins Haus liefern.

Der DEFA-Boom

Auch 1996 ist ein kleines Film-Jubiläumsjahr: Vor fünfzig Jahren, am 17. Mai 1946 wurde die DEFA gegründet, die staatliche Filmproduktionsgesellschaft der DDR. Sie ist nach dem Ende der DDR abgewickelt worden.

Gleichnis vom Outcast

Martin Scorseses Karriere als Filmemacher war über zwanzig Jahre lang durch eine bemerkenswert konsistente Reihe leidenschaftlicher, engagierter und realistischer Filme gekennzeichnet. Er wurde geboren und wuchs auf in New York, und diese Stadt ist auch der Schauplatz und das Thema seiner wichtigsten Filme.

Folklore und Toleranz

Die Happy-Ends im Fernsehen sind auch nicht mehr, was sie einmal waren. Auf dem Weg nach Hause beschließt das frisch vermählte Ehepaar (der Film hätte also schon zu Ende sein müssen), sich gleich wieder scheiden zu lassen.

Melo-Slap

Rebecca, 30, schaut am Strand nicht nach den Männern, sondern nach den Kindern. Die glückliche und zärtliche Beziehung zu ihrem Freund Sam reicht ihr nicht, "es fehlt noch was".

Dauerschreikrampf

Schlafes Bruder, ein Film von Josef Vilsmaier. Es könnte ein Plot von Anzengruber oder Luis Trenker sein: Ein Kind wird geboren, und früh deutet sich sein musikalisches Genie an. Kaum erwachsen, repariert er die Orgel in der Dorfkirche und präsentiert sich eines Heiligen Abends als virtuoser Improvisator, der das alte Instrument zur Stimme seiner Not macht.

Postmoderne Hochzeitssitten

Als sich kurz nach dem letzten Weltkrieg der Rowohlt-Verlag entschloß, seine "rororo"-Reihe durch eingeschobene Reklameseiten finanziell abzusichern, sprach aus den locker-intellektuell formulierten Werbetexten noch die Selbstironie und gönnerhafte Unabhängigkeit des neue Wege erschließenden Taschenbuch-Pioniers.

500 mal was Vernünftiges

Else Kling hat sich einen Videorecorder gekauft und nun soll er angeschlossen werden. Aber es ist nur eine Gebrauchsanleitung auf italienisch dabei. Da muß sie leider den (wie heißt er noch?) Sarottti oder Pavarotti vom Pizzarestaurant bitten zu übersetzen.

Virtuelle Virtualität

"Ich bin Burkhard Driest, Sie kennen mich." Ja, das war doch der, mit dem in der Talkshow die Romy Schneider geflirtet hat. Das ganze Fernsehvolk fragte sich damals, was wohl nach der Sendung passiert ist. Jetzt durfte er (am 8.4.

Schaft zwei, drei, viele Kanzlerkanäle

Adenauer wußte es schon: Private Fernsehsender lassen sich besser kontrollieren. Deshalb sollte sein Regierungs- (CDU-)Sprachrohr eine kommerzielle „Deutsche Fernseh-GmbH" sein, aber genau das schließen die gesetzlichen Bestimmungen hierzulande aus, und Adenauers Vorstoß scheiterte damals (1961) vor dem Verfassungsgericht.

Imitationen des Lebens

Luftaufnahmen von Köln, dann der Dom, der Hauptbahnhof mit der Rheinbrücke. Ein Zug fährt ein, ein junger Mann steigt aus. Kameraschwenk von seinen Schuhen hoch, ein schönes altes GründerzeitStadthaus wird sichtbar: Ecke Schillerallee - Hölderlinstraße. Chris kommt von der Bundeswehr zurück, seine Eltern haben hier eine Bäckerei.

Crime does pay

Zwei professionelle Killer verrichten ihr Handwerk mit Humor und flotten (Bibel)Sprüchen; ein Boxer ist mit Geld und Freundin auf der Flucht, weil er einen Deal nicht eingehalten und seinen Gegner besiegt und getötet hat; ein dicker schwarzer Gangster streitet sich mit seiner Geliebten; schließlich - damit beginnt und endet der Film - versuchen zwei junge Amateure in Bonnie-undC

Micro und soft

Die Kids sind im Kommen im Hollywoodfilm, und vielleicht ist das ja ein Schritt hin zu einem neuen Realismus, denn wenn seine Helden schon das geistige Reflexionsniveau und die Bedürfnisstrukturen von Kindern haben, dann ist es vielleicht glaubwürdiger, die Elfjährigen selber ran zu lassen.